Wie die Jungfrau zum Kinde – So in etwa kann man unsere erste Kreuzfahrt bezeichnen. Nachdem wir im Frühjahr bereits die Ostküste bereisten, glaubte ich kaum, dass wir so schnell wieder in den USA oder gar in der Karibik sein werden. Ein Jobwechsel und enorm günstige Eurowingsflüge nach Miami verführten uns jedoch schnell hierzu.

Wie immer war zuerst der Flug, danach schaue ich mal, was wir überhaupt vor Ort alles tun können. Und soviel schon mal vorab, es war einer der besten Urlaube überhaupt. 15 Tage pure Action waren also zu verplanen. Die adäquate Bleibe und das obligatorische Musclecar waren relativ schnell gefunden. Highlights wie der Helikopterflug, den Ausflug nach Key West, den Black Friday oder ein Dinner am Ocean Drive ergaben sich. 

Bereits seit unserem New York Trip weiß ich, dass die USA nicht unbedingt günstig sein können. Zwar kosten gute Flüge oft nicht einmal 400,- €, der Euro-Dollar-Kurs war auch schon mal besser, ist aber immer noch interessant, dennoch können die tägliche Verpflegung und das Hotel schnell mal das Budget sprengen.  Da wir immer einen Mietwagen mit dabei haben, standen wir vor dem Problem, dass es zwar 4 oder 5 Sterne Hotels in Miami Beach zu gigantischen Preisen gab, die tägliche Parkgebühr jedoch in etwa dasselbe kostete… 

Per Zufall entdeckte ich noch vor der Ferienwohnungsbuchung bei Urlaubsguru die Möglichkeit, eine 4-tägige Kreuzfahrt auf die Bahamas zu machen. In den USA kann man mit etwa 100,- € pro Person und Tag für Hotel, Essen, Sprit und Aktivitäten rechnen. Letzteres kann auch schnell mal ein vielfaches beanspruchen. Die Bahamas waren für etwa 300,- € pro Person mit Sicherheit ok, aber auf der Webseite der Carnival Reederei fand ich etwas noch viel interessanteres: 8 Tage Westkaribik in einer Balkonkabine All inclusive für zusammen nicht einmal 1500,- €!

Die Entscheidung war gefallen!

Knapp 100,- € pro Person und Tag, dafür kriegt man nicht einmal eine Nacht und ein vernünftiges Essen! Geschweige denn noch weitere Mahlzeiten, Getränke und Unterhaltung. Am 26. November war es also soweit, wir legten in Miami ab. 2 Tage später erreichten wir unser erstes Ziel: Cozumel.

Klingt nun merkwürdig, aber Cozumel war schon einmal vor einigen Jahren ein Thema für mich. Als ich noch sportlich mit dem Rad unterwegs war, bereisten wir für Wettkämpfe ganz Europa. So wie zum Beispiel bei unserem Schweden-Trip. Seit Jahren wollte ich immer schon mal beim GFNY teilnehmen. Beim Veranstalter erfuhr ich, dass es auch auf Cozumel ein solches Radrennen gibt. Irgendwie ergab es sich aber nie, immerhin nahm ich damals beim GFNY in Hameln teil, was heute die Europameisterschaft ist.

Cozumel war mir also nicht nur ein Begriff, ich kannte die Insel zumindest aus dem Internet. Cozumel ist neben dem GFNY auch für den dortigen Ironman bekannt. 

Und was kann man ohne Rad dort tun?

Eine Menge! Cozumel ist nicht nur für traumhafte Strände und eine urige Altstadt bekannt, es gibt ein riesiges Naturschutzgebiet. Ein Großteil der über 45 km langen flachen Insel mit eigenem Airport ist nämlich Urwald mit seltenen Vogelarten. Aber auch Taucher und Wassersportler kommen voll auf ihre Kosten.

Auch ein Ausflug auf das mexikanische Festland lohnt sich. Dort gibt es mehrere Maya Städte zu bestaunen. Da wir bereits einen solchen Ausflug in Belize buchten, gab es für uns auf Cozumel nur zwei Ziele, zuerst einmal die Kolonialzeit geprägte Altstadt und einen traumhaften Beachclub.

Auf Cozumel gibt es nur wenige Straßen, die wenigen führen daher einmal um den nicht naturgeschützten Teil der Insel. Ein Mietwagen lohnt sich nicht. Busse sind oft überfüllt. Ein Taxi kostet pro Fahrt etwa US$ 10. Ein Einheimischer zahlt wahrscheinlich nur einen Bruchteil, aber dennoch in Ordnung. Vom Anleger gelangt man in etwa 10 Minuten mit dem Taxi zur Altstadt und in 15 Minuten in die andere Richtung zu den Beachclubs.

Um 8:00 legten wir an...

Ein großer Vorteil auf Cozumel ist der direkte Anleger. Man steigt also direkt auf der Insel aus und benötigt keine Zubringerboote. Googelt man nach Cozumel ist dieser Anleger eines der meisten Bilder. Es ist erstaunlich wie ein so simpler Betonsteg zu den meist genutzten Kreuzfahrthäfen der Welt gehört. Alle großen und kleinen Reedereien fahren täglich Cozumel an.

Ist man erst einmal ausgestiegen, gelangt man über den Steg in eine Art Zollhaus. Dort stehen Zöllner, deren Hund entscheidet durch Schnüffeln, ob man nach Mexiko einreisen darf oder nicht. Die Bordkarte ist übrigens das Dokument, welches man benötigt, möchte man wieder zurück.

Direkt am Anleger gibt es eine Art Touridorf. Man merkt eindeutig den Einfluß der Tourismusindustrie. Neben Restaurants, Bars und Shops befindet sich in dieser kleinen Retortenstadt auch der Busbahnhof. Die bunten Häuser sind mit Sicherheit schön anzusehen, doch deswegen reist man keine 10.000 km. Wir entscheiden uns also, ein Taxi zur Altstadt zu nehmen.

Hier angekommen, ist das Flair schon ein ganz anderes. Noch vor wenigen Jahren gab es dieses Besucherzentrum am Anleger nicht. Dies bedeutete, tausende Kreuzfahrtgäste pilgerten in die alte Stadt. Heute verirrt sich kaum noch jemand dahin. Des einen Leid ist des anderen Freud, heutzutage kann man ohne Stress durch die kleinen Geschäftsstraßen schlendern und findet in allen einheimischen Bistros viel Platz. 

Man merkt wirklich, dass es Mexiko ist. Viele alte Käfer, teils mit interessanten Dachaufbauten säumen die Straßen. Die ruhige Gelassenheit verkörpert genau das, was man aus alten Lucky Luke Cartoons kennt. 

Das kleine Städtchen wirkt sehr beruhigend, überall duftet exotisches Essen. Trotz aller Ruhe herrscht ein reges Treiben. Die kleinen Modeboutiquen verkaufen bei uns nur selten zu habende Kleidung. Und vor allem weht eine frische Brise Seeluft. Die Preise sind selbst für einen Touristenort sehr günstig.

Nach dem Essen geht's zum Strand

Anders als in Spanien gibt es kein Gesetz, was den jederzeitigen Zutritt zu jedem Strand gewährleistet. Daher hat sich auf Cozumel eine Beachclub-Mentalität entwickelt. Klingt zunächst einmal nervig und teuer, ist es aber nicht unbedingt.

Also schnappten wir uns erneut ein Taxi und fuhren 15 km Richtung Beachclub. Bereits vorab informierten wir uns über diverse Möglichkeiten. Die bekanntesten sind Mr. Sanchos Beach Club Bar und Paradise Beach. Mr. Sanchos ist wohl ein Inklusivclub, also man zahlt Eintritt und alles ist inklusive. Ob sich das lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Wir entschieden uns letztlich für den Paradise Beach.

Gerade einmal US$ 3.00 und US$ 10.00 Mindestverzehr kostet dieser Katalogbildbeachclub. Wie der Mindestverzehr kontrolliert wird, entzieht sich unserer Kenntnis, man zahlt nämlich bar und kein Kauf wird registriert. Man wird wirklich am Strand und am Pool an der Liege bedient. Die Preise entsprechen den Preisen einer deutschen Altstadt.

Der Paradise Beach besteht aus einem Palmenstrand, einem riesigen warmen Pool, mehreren Streetfoodwagen, einer Poolbar, WC- und Duschanlagen sowie einem Wasserfunpark. Der Funpass für alle Wasserratten kostet US$ 18.00. Wir begnügten uns heute jedoch mit Cocktails, Tequila und dem Strand.

Viele Reedereien bieten diese Beachclubs in ihren Portfolios an. Im Gegensatz zu richtigen Ausflügen, lohnt es sich hier aber nicht. Auf eigene Faust kommt man selbst mit Taxi deutlich günstiger weg! Man sollte aber genug Zeitpuffer einplanen.

Genug Karibikfeeling - Der Hunger kommt!

Für ein paar Dollar ging es nun zurück zum Touristendorf. Der eingeplante Zeitpuffer wurde nun noch ausgiebig zum Shoppen genutzt. Kurz darauf ging es zurück aufs Schiff. Bevor das Schiff letztlich ablegte, saßen wir bereits auf der Terrasse und aßen.

Cozumel ist definitiv lohnenswert. Wie immer auf Kreuzfahrten steht man oft vor der Entscheidung, was soll man in den wenigen Stunden tun. Da Belize hier den schlechteren (wenn man das denn überhaupt sagen kann) Strand im Vergleich zu Cozumel besaß, dafür Belize aber gigantische Maya-Anlagen im wahren Dschungel vorzeigen konnte, war auf Cozumel für uns ganz klar nur Strand angesagt!

Alles Wichtige kompakt:

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Wiederholungsfaktor?

Schwer zu sagen… Sollte ich mal wieder sportlich sein, würde mich nach wie vor der GFNY reizen. Cozumel kann je nach Flugpreis durchaus eine Alternative zu den Balearen darstellen. Kristallklares Wasser, ganzjährig warme Temperaturen und sehr viel Natur locken auf jeden Fall.

Es gibt ähnliche Kreuzfahrtrouten, alternativ halten viele Schiffe in Key West statt auf Cozumel. Key West würde ich auf jeden Fall mit dem Auto besuchen und stattdessen lieber einen Stop auf Cozumel einlegen.