Statt meine neue Lieblingshose zu loben oder vom traumhaften Urlaub zu schwärmen, möchte ich heute den Fokus mal in eine andere Richtung lenken: Auf Dich. Denn unser Alltag ist voller Abendteuer und jeden Tag aufs Neue spannend, aber auch anstrengend. Wir wollen alles optimieren: Unser Wissen, unsere Zeitplanung, ja sogar den Schlaf! Und ganz besonders uns selbst. Täglich fallen uns hundert Dinge auf, die wir an uns selbst nicht mögen. „Hätte ich doch schlankere Beine! Könnte ich doch besser kochen! Wäre ich doch nur schlagfertiger!“ Dabei rücken die Dinge, die wir richtig gut können leider in den Hintergrund. Sollte es nicht eher umgekehrt sein?

Die Wurzeln unserer Selbstkritik

Doch warum gehen wir überhaupt so kritisch mit uns selbst um? In der Forschung gilt die Erziehung als Grundlage dieses Verhaltens. Wagen wir dazu ein kleines Experiment: Versetz Dich mal in Deine Kindheit zurück und versuch Dir Sätze ins Gedächtnis zu rufen, die Du  von Deinen Eltern immer wieder gehört hast. Klingen dann unter anderem „Bescheidenheit ist eine Zier“ und „Eigenlob stinkt“ mit belehrender Stimme in Deinen Ohren? Diese Lehren gehören seit Jahrzehnten zu den Klassikern der Erziehungsfloskeln. Lass uns Folgendes tun: Danken wir unserer Mutter und unserem Vater erst mal dafür, dass sie uns nicht zu selbstverliebten Egoisten herangezogen, sondern uns Bescheidenheit gelehrt haben.

Denn jetzt vergessen wir diese Grundsätze und überschreiben die Glaubenssätze mit besseren Suggestionen. Zum Beispiel: „Eigenlob stimmt!“ oder „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommst du ohne ihr!“ Diese Ideen stammen nicht von mir persönlich, sondern wurden schon in zahlreichen Coaching-Büchern und –kursen verbreitet. Höchste Zeit, dass wir auf diesen Zug aufspringen! Denn wir sind erwachsen und haben mittlerweile ein realistisches Selbstbild entwickelt. Sicher weißt Du auch recht genau, was Du gut kannst und was Dir eher weniger liegt. Hier kommt die frohe Botschaft des Tages: Du darfst zu beiden Seiten stehen!

 Eigenlob wirkt auf das Selbstwertgefühl wie Balsam für die Seele. Sich seiner Sache sicher zu sein bringt außerdem zahlreiche Vorteile – das würden sicher auch unsere Eltern so unterschreiben!

Zeit für Veränderung

Genug der Predigt. Jetzt bist Du an der Reihe! Auch wenn Lob häufig von außen an Dich herangetragen wird, so bist letztlich doch Du selbst diejenige, der lernen muss es anzunehmen und an das eigene Können zu glauben. Was hält Dich davon ab? Vielleicht ist es die Angst vor negativen Reaktionen, ein tiefes Bedenken, dass uns jemand als arrogant beschreiben könnte. Doch wer sich selbst realistisch einschätzen kann, umgeht dieses Problem. Stell Dir vor, Dein Gegenüber lobt in einem Gespräch Deine Kochkünste: „Das Essen hat wunderbar geschmeckt, ich danke dir fürs Kochen. Dieses Talent fehlt mir leider, dafür bin ich aber eine begnadete Barkeeperin! Vielleicht wollen wir uns nächstes Mal ja bei mir treffen und einen Cocktail genießen?“ Klingt das etwa arrogant? Ganz im Gegenteil! Wer nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen schätzt und objektiv auf Schwächen UND Stärken schaut, hat nichts zu befürchten!

Sei stolz auf Dich. 

Petra