Nachdem die EU-weite Roamingnutzung inzwischen größtenteils umsonst ist, macht sich kaum noch einer darüber Gedanken, wie dies in weit entfernten Ländern geregelt ist. Meist rächt sich eine solche Nachlässigkeit vor Ort. Entweder bist Du komplett offline oder musst horrende Summen für eine normale Smartphonenutzung zahlen. Auswege aus dieser Misere können Roamingpakete des Hausanbieters, öffentliche WLAN-Nutzung oder der gezielte Einsatz von ausländischen Simkarten sein.

Gerade die Nutzung von ausländischen Simkarten stellt dabei häufig die beste und wirtschaftlichste Art dar. Im Internet oder am Urlaubsort findest Du tausende solcher Angebote, doch wer blickt da noch durch und worauf musst Du eigentlich beim Kauf achten? 

Reicht WLAN nicht? Definitiv nicht!

Als Petra und ich im März 2017 zum ersten Mal die USA an der Ostküste bereisten, glaubten wir tatsächlich, wir kämen mit dem sporadischen freien Empfang von WLAN aus. Doch dies stellte sich sehr schnell als Irrglaube heraus. 

Unsere Planung damals sah folgendermaßen aus:
Einige Tage New York, danach mit einem Mietwagen vom JFK nach Washington über Baltimore und Philadelphia. Anschließend noch ein kurzer Abstecher nach Trump City, bzw. Atlantic City, bevor es an der Küste zurück zum JFK ging.

So ganz blauäugig waren wir damals ja auch nicht. Besitzer einer American Express Goldkarte können den sonst kostenpflichtigen Boingo WLAN-Service weltweit nutzen. Jedenfalls glaubten wir, es würde in einer Millionenmetropole genügend Hotspots geben. Laut Boingo sollte es einige Tausend Hotspots alleine in NYC geben. In der Realität jedoch konnte man sich nur in wenige ohnehin kostenlose öffentliche Netzwerke einwählen. Auch in den anderen aufgezählten Städten suchte man vergeblich nach den tausenden gratis Hotspots.

Hat man mal das Glück, ins Internet zu kommen, merkt man sehr schnell, dass die USA selbst mitten in NYC dieselbe bescheidene Geschwindigkeit haben wie bei uns im ländlichen Raum. In Queens in unserem damaligen Hotel hatte ich mit viel Glück mal über 10 Mbits/s. Ähnliche Werte erreicht man auch in Altforweiler im Saarland.

Nach unseren Urlauben nach Hongkong, Schweden oder Spanien eigentlich fast unglaublich! Dort hatte man egal ob mitten in der Metropole oder hunderte Kilometer tief im Wald jederzeit über 300 Mbits/s.
Da ich bereits ein solches Szenario als durchaus realistisch einschätzte, lud ich mir auf mein Smartphone diverse Offline-Naigations-Apps. Diese funktionierten auch mehr oder weniger verlässlich. Immerhin kamen wir überall an, wo wir auch hinwollten. Da wir diese Reise bereits im Vornherein exakt planten, funktionierte es auch recht gut offline! Der große Nachteil war allerdings die nicht vorhandene Flexibilität! 

Was nun?

Bereits vor der New York Reise erkundigte ich mich über diverse Datennutzungsmöglichkeiten. Die klassische Variante über den eigenen Handyanbieter stellt hierbei nur selten eine finanzierbare Alternative dar. Hier sprechen wir meist von wenigen MB pro Tag für viele Euros. Da ich selbst zum damaligen Zeitpunkt sowohl über einen O2- als auch originalen Telekomvertrag verfügte, kann ich sagen, dass damals beide Anbieter entweder gar keine oder nur eine enorm teure Möglichkeit angeboten hatten. Petras 1&1-Tarif stellte auch keine wirkliche Alternative dar.

Nach ein wenig Recherche fand ich bereits damals verschiedene Simkarten-Anbieter. Doch alle waren mir zu teuer. Schließlich war die Reise ja schon teuer genug…

Als ich dann im September 2017 unsere Floridareise zusammenstellte, wollte ich nicht am falschen Ende sparen. Florida ist ein sehr weitläufiges Land mit vielen schönen Orten. Würde man hier eine bis ins kleinste Detail geplante Reise vorbereiten, würde man Wochen hierfür brauchen. Auch der Umstand, dass noch wenige Tage zuvor Hurrikan Irma die Region aufsuchte, stärkte mich in dieser Entscheidung, eine geeignete USA-Simkarte zu kaufen. 

Was hatten wir vor?

Grundsätzlich gibt es in den USA zwei große Netzanbieter: T-Mobile und AT&T. 
T-Mobile sollte Dir ja bekannt sein. Inzwischen heißt T-Mobile in Deutschland wieder klassisch Telekom. Glaubt man vielen Foren, sollte AT&T die bessere Wahl sein. AT&T ist Marktführer und verfügt in allen Regionen über eine ausreichende Netzabdeckung

Wir reisten sonntags an und zwei Wochen später sonntags Abend wieder ab. Die erste Woche und der letzte Tag waren wir hierbei in den USA. Dazwischen bereisten wir unter anderem Mexiko, die Cayman Islands, Belize und Honduras.

Folglich wäre es ja toll, möglichst viele Länder abzudecken. Des Weiteren spielte es für uns eine große Rolle, das gekaufte Datenvolumen auch teilen zu können. Da wir beide keine Handies mit Dual-Sim besitzen, musste mein altes Samsung S4 wieder ran. Der ausgetauschte Akku mit über 6000mAh ist hierbei die perfekte Grundlage für langes Surfen. Das S4 soll hierbei als Hotspot dienen. Alternativ hätte ich auch noch einen mobilen Huawei Hotspot besessen.

Da man heutzutage meist eh nur über Messenger kommuniziert, war die Frage nach Freiminuten eher zweitrangig. Unsere eigentlichen Smartphones waren ja nach wie vor telefonisch zu erreichen. 

Unsere Prämissen:

  • Möglichkeit, das Datenvolumen auf andere Smartphones, Tablets und Laptops zu teilen, das sogenannte Tethering, bei dem das Gerät als Hotspot fungiert, in welchem die Simkarte drin ist.
  • Gute Netzabdeckung
  • Hohes Datenvolumen (automatischer Bilderupload auf Clouds, Nutzung als Navi, Google-Suchen und Emails)
  • Möglichst weitere Inklusivländer
  • Bezahlbarer Preis für die Dauer von 15 Tagen

Aber welche ist die richtige?

Googelt man, findet man hunderte Angebote von mehr oder weniger seriösen Anbietern. Es handelt sich hierbei in den meisten Fällen um Prepaidkarten. Dabei bezahlt man vor der Nutzung einen fixen Betrag, ist der Zeitraum und/oder das zugesagte Volumen aufgebraucht, war es das.
Diese Karten besitzen eine amerikanische Handynummer, die auch ganz normal telefonisch erreichbar ist.

Damit Du gezielter nach passenden Anbietern suchen kannst, hier mal eine kleine Auswahl von touriSim:

AnbieterNetzTetheringGeschwindigkeitDatenvolumenTelefonieAbdeckung
Simple MobileT-Mobileunbekannt4G LTEab 2 GBmöglicheher in Ballungsräumen
AT&TAT&Tmöglich4G LTEbis 22 GBmöglichflächendeckend
H2O WirelessAT&Tunbekannt4G LTEbis 10 GBInklusivminutenflächendeckend
travSIMT-Mobilemöglich4G LTEunbegrenztInklusivminuteneher in Ballungsräumen
GoSmartT-Mobileunbekannt4G LTEbis 20 GBInklusivminuteneher in Ballungsräumen

Bitte beachte, dass diese Tabelle nur eine ganz kleine Übersicht aus tausenden Tarifen darstellt. Gerade beim Thema Tethering, dem Datenvolumen und den Inklusivminuten gibt es deutliche Unterschiede.

Worauf musst Du generell achten?

Anbieter:
Relativ egal, ich empfehle allerdings grundsätzlich den Kauf bei einem europäischen oder noch besser deutschen Anbieter. Nur hier genießt ihr auch wirklich einen guten Verbraucherschutz! Meist bietet ein Anbieter verschiedene Tarife verschiedener Netzanbieter an. Achte bereits beim Kauf auf die Abwicklung und Kommunikationsmöglichkeiten.

Netz:
Wie oben schon erwähnt gibt es zwei große Platzhirsche. T-Mobile eher in Ballungsräumen und AT&T überall mehr oder weniger. Informiere Dich zuvor, ob Dein Handy mit den jeweiligen Netzstandards zurechtkommt.

Tethering:
Eines der wichtigsten Punkte! Du bist es bestimmt gewohnt, zu Hause Deinen Freunden im Notfall über die Hotspotfunktion Netz zu geben oder auf Reisen, Deinen Laptop über das Handy mit dem Internet zu verbinden. Genau diese Selbstverständlichkeit ist in den USA eben nicht selbstverständlich! Tethering heißt diese Funktion und ist in den meisten Angeboten nicht inklusive. Dies bedeutet im Klartext, solltest Du die Simkarte nur im eigenen Smartphone nutzen wollen, passt alles! Denk aber dran, dass fast alle Handies nur eine Simkarte beheimaten können. Besser ein Dual-Sim-Handy verwenden oder einfach ein altes Smartphone als Hotspot verwenden, mit dem ihr euch über WLAN mit dem Internet verbindet.

Datenvolumen:
Je höher, desto besser! Unterschätz Deinen Verbrauch nicht. Schon gar nicht mit dem gewöhnlichen Verbrauch von zu Hause vergleichen. Auf einem Roadtrip bist Du ständig am googeln, lädst Bilder hoch oder Reisedokumente herunter. Wir benötigten mit zwei Nutzern in 9 Tagen reiner Nutzungsdauer über 20 GB. Aus diesem Grund sollte man mindestens mit 5 GB pro Woche und Person rechnen.

Telefonie:
Willst Du dauernd nach Deutschland telefonieren, such gezielt nach geeigneten Tarifen. Denk dran, ruft Dich jedoch auf diese Nummer aus der Heimat jemand an, bezahlt er hohe Gebühren. Ruft er Dich allerdings auf Deiner normalen Nummer an, zahlt Du die Roaminggebühren. Viele Tarife beinhalten USA-Flatrates. Ganz nützlich für Anrufe zu Autovermietungen, Hotels oder Restaurants.

Dauer und Aktivierungsdauer:
Informier Dich bereits beim Kauf, wie Du die Simkarte aktivierst. Anders als in Deutschland, interessiert es in den USA wohl niemanden, wer Du bist, denn einen Identifikationsvorgang gibt es dabei nicht. Nehm grundsätzlich immer besser eine Tarifdauer, die ein wenig länger als Deine Reise ist. Lieber 5,- € mehr ausgegeben als einen Tag zu früh offline.

Unsere Wahl

Nach einigen Stunden Internerecherche fand ich auf amazon folgendes Angebot:
“Prepaid SIM Card – Unlimited Internet Data USA, 5GB Free Roaming Canada and Mexico – Unlimited Calls & Texts” vom Anbieter travSIM GmbH.

Klang erst einmal verlockend!

Nachdem ich teils mehrfach höhere Preise für solche Prepaidkarten entdeckt hatte, klang es fast unrealistisch. Die übliche Begutachtung der Kundenbewertungen war zwar positiv, doch recht durchwachsen. Entweder war man total begeistert oder wenige Kunden hatten Null Empfang. Nach ein wenig Recherche fand ich heraus, dass dies wohl am T-Mobile-Netz liegt.

15 Tage kosteten damals knapp 48,- € über amazon, auf der Webseite des Anbieters gab es das gleiche Paket für einige Euro mehr. Es gab auch Pakete für 21 und 30 Tage zu gleichen Bedingungen ab 57,- €.
Versprochen wurde u.a.:

  • Unbegrenzte Internet-Daten bei 4G / LTE-Geschwindigkeiten im T-Mobile-Netzwerk in den USA.
  • Freies Roaming in Kanada und Mexiko bis zu 5 GB (Surf-Geschwindigkeiten gedrosselt, nachdem die Datenobergrenze in Kanada und Mexiko erreicht wurde).
  • Hotspot / Tethering von kompatiblen Smartphones möglich, mobile Hotspots evtl. möglich
  • Unbegrenzte lokale Anrufe innerhalb der USA, Kanada und Mexiko.
  • Unbegrenzte SMS weltweit

Fassen wir kurz zusammen

Wir hatten also unbegrenzte Datenflat in den USA, zusätzlich konnten wir die Karte auch auf Cozumel (Mexiko) nutzen. Das wichtigste jedoch ging auch! Das Tethering über ein Samsung S4 zu einem HTC one und einem Iphone 6 klappte ebenfalls. Auch die Telefonate waren ein schönes Extra.

Wie aktiviere ich die 15 Tage:
Die Aktivierung wird 1-2 Tage vor dem geplanten Flug auf der Webseite des Anbieters durchgeführt. Alle Schritte sind einfach und erfordern kein zusätzliches Wissen
Da travSIM nur zu deren Bürozeiten erreichbar ist, bitte die Karte bis spätestens Freitag 15h aktivieren. In meinem Fall tat ich es samstags erst und Montagmorgen funktionierte es erst. Für dringende Fälle gibt es eine englischsprachige Hotline rund um die Uhr.

Kompatibilität:
Wie bereits erwähnt, nutzte ich ein altes Samsung S4 als Hotspot. Der mobile Huawei Hotspot hingegen funktionierte nicht.

Der Anbieter schreibt weiter:

  • Triple-Format-SIM-Karte: Mini (Standard), Mikro, Nano. Funktioniert mit allen entsperrten GSM-Telefonen, die mit US-Frequenzen kompatibel sind. Einige europäische Smartphone-Modelle funktionieren nur in der europäischen Region und sind möglicherweise nicht mit den nordamerikanischen Frequenzen kompatibel.
  • Um das 4G LTE-Netzwerk des T-Mobile optimal nutzen zu können, muss Ihr Telefon alle folgenden drei Frequenzen oder mindestens eine Frequenz unterstützen, damit Ihr Telefon ordnungsgemäß funktioniert.
  • Band IV (auch AWS oder 2100/1700 MHz genannt)
  • Band II (auch PCS oder 1900 MHz genannt)
  • Band 12 (auch 700 MHz genannt)

Erfahrungen in Florida und Mexiko:
Nach einer unkomplizierten Aktivierung, die leider einen Tag zu spät durchgeführt wurde, funktionierte mein Plan sehr gut. Leider waren nirgends Bürozeiten angegeben, sodass wohl samstags niemand mehr auf der Arbeit war, als ich die Aktivierung durchführte. Da wir sonntags ab CGN nach MIA flogen, wollte ich nämlich nicht schon samstags einen Tag verschenken.

Im Großraum Miami hatte ich stets LTE-Empfang. Die gleichzeitige Nutzung als Datenlieferant für meine Navinutzung auf dem HTC, sowie Petras Bilderuploads wurden immer problemlos verkraftet.
Auch unser langer Roadtrip nach Key West funktionierte fehlerfrei. Was wir da so erlebt hatten, kannst Du hier nachlesen. Selbst in den von Irma zerstörten Inselgebieten gab es immer guten Empfang. 
Auch Richtung Norden nach Hollywood, Sawgrass Mills und Fort Lauderdale keine Beschwerden!

Die große Überraschung kam jedoch, als wir durch die Everglades nach Fort Myers fuhren. Urplötzlich kein Empfang. Erst dachten wir, es liege an der unbewohnten Region. Die Ankunft an Floridas Westküste bestätigte leider den Totalausfall. Statt LTE hatte man entweder gar nichts oder E oder G. Auch die Telefonie funktionierte nicht. Weder in Naples, Fort Myers oder Cape Coral gab es einen Funken Empfang. Zum Glück hatte unser Mietwagen ein Navi, sodass wir die einige hundert Meilen wohlbehalten zurückfahren konnten. Kaum in der Region Miami angekommen, war wieder alles bestens!

Sonntags ging es dann auf das Schiff. Montags ankerten wir vor Cozumel, auch da war bester Empfang! 
Ein kleinwenig hofften wir darauf, dass wir auch auf den anderen Karibikinseln Empfang kriegen würden, doch wie beschrieben, klappte es dort nicht.

Übrigens achte auf die Smartphonenutzung auf einem Kreuzfahrtschiff!!! Dies kann sehr schnell sehr sehr teuer werden. Denn Du telefonierst in der Regel über die schiffseigene Antenne. Googel einfach mal nach Deinem Schiff und der Handynutzung. Bei Carnival kostete beispielsweise eine Minute Telefonat über das Handy knapp $ 10!

Nach einer Woche Karibik kamen wir wieder sonntags zurück in Miami an. Bereits gegen Mittag verabschiedete sich langsam der Empfang. Ob dies aufgrund fehlender Netzabdeckung oder der eigentlich samstägigen Aktivierung meinerseits oder dem Datumsunterschied Deutschland – USA so war, ich weiß es nicht! Ich musste also noch einmal 100MB für 3,- € bei der Telekom auf meinem Handy nachschießen.

Mein Fazit: Preislich unschlagbar! 

Bis zu unserem Fort Myers Ausflug hätte ich auch die Abdeckung als exzellent beschrieben. Naja das Thema kennt man ja auch aus der Heimat. Googel einfach mal nach der T-Mobile-Netzabdeckung an Deinem Urlaubsort. Leg am besten 10,- € drauf und aktivier die Karte lieber rechtzeitig als kurz vor knapp, dann klappt dies auch bestimmt.

Im großen Ganzen kann ich diese Karte von travSIM empfehlen! Es gibt übrigens ähnliche Karten auch für andere Staaten weltweit. 

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