Eigentlich ging ich bisher amerikanischen Fluggesellschaften aus dem Weg. Zu groß waren die Negativschlagzeilen in der Presse. Doch ein super Angebot überzeugte uns davon, es einfach mal zu probieren. Erstaunlicherweise war jedoch nicht der Service das Problem. Vielmehr der nicht zu erwartende miserable Zustand der Innenräume gab uns doch sehr zu denken. So viel vorweg, zu einem regulären Preis würde ich andere Fluggesellschaften bevorzugen.

Wie wurde gebucht?

Anders als sonst buchte ich Flug und Hotel mal nicht getrennt voneinander. Nachdem klar war, dass wir bei unserem Kalifornien-Trip im Juni 2018, San Francisco Las Vegas vorziehen werden, stand Vegas erst mal nicht mehr zur Debatte. Doch da fand ich bei expedia im Flug + Hotel Mix das Angebot 10 Übernachtungen in gehobener Zimmerkategorie ab Stuttgart für 600 Euro pro Person!

Das Drehkreuz Atlanta:

Atlanta’s Hometown Airline – Der Flughafen Atlanta steht voll im Zeichen von Delta. Sowohl Inlands- als auch internationale Flüge laufen über ATL. Heißt für uns als Deutsche, die Einreise findet in Atlanta und nicht erst in Las Vegas statt. Gewöhnlich ist diese Zollkontrolle sehr nervig und dauert schon mal einige Stunden.

Nicht aber in Atlanta! Es gab nirgends (große) Warteschlangen. Nach Gesprächen mit anderen Urlaubern bestätigten auch diese, dass Atlanta hierfür bekannt sei. Eigentlich plante ich hierfür extra einen mehrstündigen Zeitpuffer ein, der allerdings nicht notwendig gewesen wäre. Hätte uns das Bodenpersonal in Stuttgart nicht noch falsch beraten, wäre es der wohl angenehmste Weiterflug werden können.

ATL wird in einen internationalen und einen inländischen Terminalbereich unterschieden. In Wahrheit jedoch spielt das keine Rolle, denn die Terminals sind mit Buchstaben gekennzeichnet. Fliegst Du also von Gate A19, heißt das automatisch, Du bist im Terminal A! Ob das nun international oder domestic ist, hat Dich nicht mehr zu interessieren.

Bei der Einreise in die USA musst Du all Deine Gepäckstücke dabei haben! Auch wenn Du danach direkt weiter fliegst! Das Bodenpersonal in Stuttgart behauptete nämlich, wir müssten unser Gepäck erneut einchecken – Völliger Quatsch! Man nimmt zwar nach der Landung sein Gepäck in Empfang, gibt es aber nach der Zollkontrolle sofort vor der erneuten Sicherheitskontrolle wieder ab. Normal wäre es das gewesen! Nach 30 Minuten nach der Landung wäre eigentlich alles erledigt gewesen.

So gingen wir also zum Gepäckband und mussten erneut durch eine Sicherheitskontrolle. So verloren wir also weitere 45 Minuten. Da wir aber eh mehr als genug Zeit hatten, konnten wir auch noch im Außenbereich in Ruhe etwas essen. Leider konnten wir nur gegen Gebühr von $ 150 einen früheren Flug nach Las Vegas kriegen, was wir aber dann verneinten. Amerikanische Fluggesellschaften sind ja dafür bekannt, Flüge zu überbuchen und bis auf den letzten Platz gewinnbringend zu vergeben. Lufthansa kenne ich in diesem Zusammenhang lösungsorientierter. Aber was soll’s, wir waren eh müde und kamen spät in Vegas an.

Die Main Cabin:

Unser Flug bestand jeweils einmal aus einem internationalen Langstreckenflug zwischen STR und ATL sowie einem Mittelstreckenflug zwischen ATL und LAS. Die beiden Langstreckenflüge wurden mit zwei unterschiedlichen sehr betagten Boeing 767-400 durchgeführt. Die beiden kürzeren Flüge fanden mit einer 737 und einem A321 statt.

Gewöhnlich bevorzuge ich gerne eine 767, da die Sitzreihen 2-3-2 angeordnet sind, heißt also, dass man nur zu zweit sitzt. Anders als bei den meisten Airlines verfügt die Economy über relativ große Ledersitze. Bereits beim Einsteig fiel auf, dass sämtliche Kunststoffflächen in den gehobeneren Klassen total vergilbt sind. In der Economy sah es auch nicht anders aus. Teilweise gab es wohl schon diverse  Austauschteile, die inzwischen auch unterschiedlich stark vergilbt sind. Alles in einem erinnert das Interieur an die großen globigen braun-beigen  PC-Bildschirme der 90er. 

Bei beiden Langstreckenflügen gab es ausreichend Speisen und Getränke. Selbst Alkohol gab es in unterschiedlicher Form. Selbst Markenspirituosen oder Longdrinks waren frei. Das Essen war für Economy recht schmackhaft. Insgesamt gab es um Hinflug einen Snack, ein Hauptmenü, wieder einen süßen Snack, eine kleine Mahlzeit in Form eines Wraps und ein Eis. Beim Rückflug war das Menü leicht auf den Nachtflug angepasst, sodass alles relativ zügig serviert wurde. Am Morgen gab es dann noch einmal amerikanisches Zuckerfrühstück…

Bei den beiden Mittelstreckenflügen war lediglich ein kleiner Snack und alkoholfreie Getränke inklusive. Dafür gab es aber amerikanisches Live-TV.

Die Ausstattung:

War das Essen durchaus ansehnlich, war der Zustand der Kabine schon arg grenzwertig. Die beiden Mittelstreckenflieger waren in einem gewöhnlichen Zustand. Negativ anzumerken ist nur, dass der Kopfhörer $ 2 extra kostete. Ansonsten klassische 3-3 Bestuhlung mit etwas besseren Sitzen und einem etwas moderneren Entertainmentsystem als in den beiden 767ern. Deutsche Filme musste man allerdings über das eigenen Handy schauen. Das WiFi funktionierte wie beschrieben.

Video anzeigen?

Wenn Du eingebettete Videos auf dieser Seiten sehen möchtest, werden personenbezogene Daten (IP-Adresse) an den Betreiber des Videoportals gesendet. Daher ist es möglich, dass der Videoanbieter Deine Zugriffe speichert und dein Verhalten analysieren kann.

Wenn Du den Link hier unten anklickst, wird ein Cookie auf deinem Computer gesetzt, sodass die Website weiß, dass Du der Anzeige von eingebetteten Videos in deinem Browser zugestimmt hast. Dieses Cookie speichert keine personenbezogenen Daten, es erkennt lediglich, dass eine Einwilligung für die Anzeige der Videos in deinem Browser erfolgt ist.

Erfahre mehr über diesen Aspekt der Datenschutzeinstellungen auf dieser Seite: Datenschutzerklärung

Videos anzeigen

Alternativ kannst du auch diesen Link benutzen, der dich direkt zum Video auf die Website des Videoanbieters bringt: https://youtu.be/EAUuhuNWAak

Wie Du in dem Video siehst, gab es überall größere oder kleinere Beschädigungen. Auch das Entertainmentsystem war sehr in die Jahre gekommen. Teilweise funktionierte weder der Touchscreen noch war es möglich, den Kopfhörer einzustecken. Die durch Sonnenhitze total verformte Fensterklappe setzte dem ganzen die Krone auf. Zum Glück ist man ein wenig handwerklich begabt und konnte diesen Defekt durch geschicktes Verformen der Innenverkleidung beheben. Nicht funktionierende USB-Ladebuchsen sind allerdings nicht mehr zeitgemäß. Vor allem, wenn 99% des Entertainmentangebots über das eigene Handy abgerufen werden müssen.

Unsere Flüge:

Gewöhnlich bevorzugen wir Direktflüge oder Flüge mit einem Umstieg innerhalb der EU. Doch der Preis und Stuttgart als Abflughafen überzeugten uns, mal diese Variante zu probieren. Parken kann man für 12 Tage in Stuttgart und Umgebung für knapp 50 Euro. Die knapp 3 Stunden Fahrtzeit bei gemütlichem Tempo sind für uns aus dem Saarland auch annehmbar.

Hinflug 18 Nov. 20181 StoppGesamte Reisezeit: 20 Std. 27 Min.
Rückflug 28 Nov. 20181 StoppGesamte Reisezeit: 16 Std. 55 Min.

Die Sitzplatzauswahl erfolgte bereits einige Monate zuvor über die Delta-Webseite. Innerhalb der gebuchten Klasse kann man die Sitzplätze frei und ohne Zusatzkosten auswählen. Man muss auch vorher online oder am Flughafen an einem PC eingecheckt haben. In der Main Cabin auf Transatlantikflügen sind jeweils ein persönlicher Gegenstand (z.B. Handtasche, Kameratasche,..), ein Handgepäckkoffer in den üblichen Maßen ohne Gewichtslimit und ein Aufgabepäck mit maximal 23 kg frei. Aufgepasst, es wird wirklich kontrolliert, ob Du nicht mehr dabei hast. Es wird direkt am Gate abkassiert und noch vor dem Flugzeug manuell in den Gepäckraum befördert!

Sowohl beim Hin- als auch Rückflug muss man nur am Startflughafen das Gepäck abgeben. Lediglich bei der Einreise in Atlanta muss man selbst seinen Koffer wenige Meter durch die Zollkontrolle transportieren, bevor man ihn erneut direkt abgibt.

Die App:

Ein richtiger Pluspunkt ist die hauseigene App. Man findet wirklich alle relevanten Infos zum aktuellen Flug und für zukünftige Aktivitäten. Ist zum Beispiel die Eurowings App nur aufs wesentliche beschränkt, findet man hier wirklich alles live! Man kann selbst kurzfristig auf Veränderungen reagieren. So bekommt man selbst bei Verspätungen ab einer Minute direkt Alternativvorschläge für die nächsten Tage. In unserem Fall hatte der Rückflug ab Atlanta wenige Minuten Verspätung. Direkt wurden uns in der App zahlreiche Ersatzflüge für die nächsten beiden Tage angezeigt. Ein kurzfristiger Stopover in Atlanta wäre also durchaus drin gewesen.

Aber auch eigene Wünsche, wie Sitzplatzänderungen oder Zusatzservices können problemlos durchgeführt werden. Während des Flugs unterstützt die App auch beim Entertainment oder dem Internet.

Kurzum zusammengefasst:

  • über 300 Ziele weltweit (über Atlanta)
  • meist sehr günstige Preise
  •  SkyTeam Allianz u.a. mit KLM, Air France und Alitalia
  • gutes Verspätungsmanagement
  • auf Langstrecke gutes Speise- und Getränkeangebot auch mit Alkohol
  • sehr gute und informative App mit Livetracking
  • Gratis WiFi für Facebook-Messenger und Whatsapp
  • interessantes Meilenprogramm
  • deutlich abgenutzte Flugzeuge auf getesteten Strecken
  • Bordpersonal für Langstrecke überaltert
  • Entertainmentsystem ist überaltert und funktioniert nur teilweise
  • deutsche Filme nur über App auf eigenem Endgerät
  • USB-Ladebuchsen gingen gar nicht oder teilweise nicht für Applegeräte
  • Plätze waren auf Hin- und Rückflug in unterschiedlichen 767-400 defekt

Für Vielflieger bietet SkyMiles tolle Bonusangebote und Upgrades! Alle Infos zu diesem klassischen Vielfliegerprogramms erhältst Du hier! In unserem Fall haben wir schon einen inneramerikanischen Freiflug erhalten!

Das Fazit!

3/5

Delta hat leider nur wenig mit der eigenen Schwester, virgin atlantic zu tun. Delta tritt als klassische Airline auf. Sowohl das Serviceangebot als auch die nach außen kommunizierte Firmenpolitik unterschreibt dies. Gerade über Frankfurt, Amsterdam oder Stuttgart sind regelmäßig sehr gute Schnäppchen zu machen. Bezahlt man allerdings den regulären Preis, stimmt die Qualität nicht wirklich. 

Auch wenn es eigentlich positiv gewertet werden sollte, ältere Menschenzu beschäftigen, wirkt die deutlich überalterte Crew oft überfordert. Auf dem Flug STR-ATL lag das Mindestalter geschätzt bei Mitte 50, auf dem Rückflug gar bei über 60! Es ist fast schon unverantwortlich, dieses Personal auf der Langstrecke einzusetzen. Ein solcher Arbeitstag dauert mit allen Transfers schon gerne mal 12 bis 16 Stunden. Selbst als junger Mensch wirkt sich dies schon negativ auf Gesundheit und sozialem Umfeld aus. Eine Mischung aus jung alt würde eine gute Symbiose aus Ausdauer und Erfahrung bringen. 

Ein gutes Beispiel hierzu war, dass sich unsere hintere Sitznachbarin über die nicht funktionierenden USB-Ladebuchsen beschwerte. Die weit über 60 jährige Stewardess jedoch immer wieder erwiderte, dass doch der Ton über die 3,5 mm Klinke in der Armlehne kommen sollte. Irgendwie verstand sie einfach nicht, was ein USB-Anschluss ist.

Insgesamt kann Delta für einen guten Preis eine Alternative sein. Ansonsten würde ich jedoch wieder auf eine andere Airline ausweichen. Unter allen Langstreckenflügen waren diese Flüge im Gesamtpaket die schlechtesten.