Schwarzwald? Immer und zu jeder Zeit! Gebirgsmassiv im Süden, Schluchten mit verwinkelten Täler in der Mitte, Bäume säumende Hügelkuppen im Norden. Das ist der Schwarzwald und gerade mal knapp zwei Stunden Autofahrt von Saarbrücken entfernt. Kein Wunder also, dass wir hier öfters unterwegs sind. Die Nähe bietet sich geradezu an für Kurzurlaube.
Ein ideales Reiseziel für eine kleine Alltagsflucht.
Und die war bitter nötig. Denn nach meinem Infekt vor acht Wochen musste ich wieder auf die Beine kommen und Kräfte sammeln. Auch, um heimlich ein Jährchen älter zu werden. :-)) Ausruhen und verwöhnen lassen in einer ruhigen Umgebung mit guter Luft und abwechslungsreicher Landschaft – vielleicht noch ein bisschen wandern. Das stand also auf meiner Wunschliste und für all das steht auch der Schwarzwald.
1. Tag (Freitag) – Anreise
La Dolce Vita in Freudenstadt – Hotel Terra Nova – Schaukelpferd
Oft ist es von uns gewollt, dass wir am Anreisetag früh am Ziel ankommen und gleich die Gegend erkunden. Dieses Mal hat uns allerdings das Wetter mit heftigen Schneeregen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Bestimmt nichts Ungewöhnliches im Februar – nur eben sehr ungemütlich. Deswegen ging es geradewegs zu “La Dolce Vita” zum Mittagessen. Ein schicker Italiener mit einer feinen, kleinen Speisekarte und tollen Tagesangeboten mitten in Freudenstadt.
Gestärkt fuhren wir danach zu unserer gebuchten (ca. 7 km entfernte) Unterkunft in Baiersbronn. Ausschlaggebend für die Hotelwahl war das angebotene Arrangement “Zweisamkeit im Schwarzwald” mit vielen Inklusivleistungen, wie zum Beispiel die Nutzung des Wellnessbereiches. Das Hotel Terra Nova ist ein gutbürgerliches, sehr sauberes Hotel mit mediterranen Touch, dass mich mit seinen großzügig geschnittenen Zimmern (ca. 25 qm!) und Bädern angenehm überraschte. Das hat Seltenheitswert und ist heutzutage fast nur noch im hochpreisigen Segment zu finden.
Nach unserem ausgiebigen Verwöhnbad im hauseigenen Jacuzzi und einer kleinen Ruhephase beschlossen wir den Tag in der urgemütlichen, mit viel Holz und Schaukelpferden eingerichteten Bier- und Weinstube Schaukelpferd ausklingen zu lassen. Dummerweise (Gott-sei-Dank) haben wir auch einen Blick in die Speisekarte geworfen. Überbackenes Fladenbrot…leeeecker!!!
2. Tag (Samstag)
Wintertour – Morlokhof – Freudenstadt – Forbach im Murgtal
Gut gefrühstückt, ging es dann endlich raus an die frische Luft. Baiersbronn ist wirklich ein Wanderhimmel mit seinen über 550 km vorbildlichen beschilderten Wanderwegen. Unsere Wahl fiel auf den Winterwanderweg ins Weißenbachtal. Schwierigkeitsgrad leicht, Dauer ca. 1 Stunde und 10 Minuten. Das traute ich mir schon zu.
Morlokhof
Auf gut geräumten Wegen, vorbei am Damwildgehege ging es in den verschneiden Wald. Höhepunkt der Tour ist der prächtige Morlokhof (1789 erbaut). Er ist einer der ältesten Bauernhöfe im oberen Murgtal. Bei Sanierungsarbeiten 2005 wurde im Dielendachboden eine Schachtel mit handschriftlichen Aufzeichnungen gefunden. Eine richtige Sensation, denn die Mitglieder der Morlok-Familie waren als “Wunderheiler” bekannt. Ihr Ruf ging weit über die Grenzen hinaus. Eine beachtliche Zeit lang – über 200 Jahre – übten sie diese Tätigkeit aus. Deswegen gibt es auch heute noch Besucher die fest davon überzeugt sind, dass es auf diesem Hof Dinge gibt die unerklärbar sind. Auch ich denke oft darüber nach. Warum? Ich wollte unbedingt diesen Ort besichtigen und wurde richtig mürrisch als wir uns kurzzeitig im Wald verliefen. Eingebung? Durchaus denkbar! Egal ob es nun an der herrlichen Natur, dem Reizklima oder an dem Hof selbst gelegen hat – ab diesem Tag ging es mir gesundheitlich immer besser!
Beim “Check-in” haben wir tags zuvor die KONUS-Gästekarte (Kostenlose Nutzung des ÖPNV für Schwarzwaldurlauber) erhalten. Natürlich nutzen wir solche Angebote. Zum einem um zu testen ob und wie es funktioniert und zum anderen fahren wir auch gerne mal mit der Bahn. Die Perspektive ist eine völlige andere als beim Autofahren und statt dass einer auf den Verkehr achten muss, können beide die vorbeiziehende Landschaft genießen.
Einkauftipp Freudenstadt
Wir haben uns also in Baiersbronn einen kostenlosen Parkplatz gesucht (Straße hinter Lidl) und sind dann mit dem Zug erneut nach Feudenstadt gefahren. Diesmal war das Wetter gnädig. Die Sonne schien und wir konnten endlich gemütlich durch`s Städtchen bummeln. Sehr sehenswert ist der schöne Marktplatz, er ist der größte umbaute Deutschlands. Und einkaufen kann man in Freudenstadt natürlich auch. Mein Tipp: Hinker Beauty trifft Mode
Ein wirklich gelungenes Verkaufskonzept. Denn neben kosmetischen Behandlungen und Entspannungsmassagen, kannst du hier gleichzeitig tolle Kosmetikprodukte UND trendige Looks von hochwertigen Labels shoppen.
Forbach im Murgtal
Nach unserem zweistündigen Aufenthalt in Freudenstadt stiegen wir wieder in die Bahn und ließen uns bis nach Forbach im Murgtal (Fahrzeit ca. 30 Minuten) kutschieren. Unsere Spontanität wurde belohnt.
Forbach im Murgtal ist ein kleiner Schatz. Der stattlich anerkannter Luftkurort mit seiner historischen Holzbrücke wird auch gerne schon mal als das Dorf am Himmel bezeichnet. Übertrieben? Etwas. Doch der Ort hat Charakter, denn die “Murg” hat sich hier besonders eindrucksvoll in die Landschaft gegraben. Direkt vom Bahnhof aus hat man schon eine herrliche Aussicht auf das Murgtal und sieht in der Ferne die Doppeltürme der Kirche St. Johannes Baptista. Die größte Überraschung übrigens an diesem Tag – denn sie ist wunder wunderschön.
Darf man über ein Gotteshaus sagen, dass es dekorativ ist? Der Innenraum ist so freundlich (bunt) gestaltet, dass es einem ganz leicht ums Herz wird. Man hat regelrecht Lust sich hier länger aufzuhalten, einzutauchen und sich alles viel genauer anzuschauen. Mir gefällt, dass auf ein pompöses, goldverziertes Auftreten verzichtet wird und als ich dann noch über dem Beichtstuhl einen Zettel mit der Aufschrift “Aushilfe” vorfinde – lächle ich noch mehr als ich es ohnehin schon tue…
Natürlich ließen wir es uns auch am Ende des Tages nicht nehmen, das Wahrzeichen der Gemeinde zu besichtigen – die historische Holzbrücke. Zimmermannskunst auf höchsten Niveau! Seit über 200 Jahren überqueren Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge diese kleine Attraktion aus Holz. Mit einer Spannweite von knapp 40 Metern ist sie die längste ihrer Art in ganz Europa. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war sie sogar die einzige Möglichkeit, die Murg zu überqueren.
3. Tag (Sonntag) – Heimreise
Mummelsee – Therme Palais Royal in Bad Wildbad
Der Abreisetag kommt leider oft viel zu schnell und ist auch bei uns ziemlich unbeliebt. Doch wir gehören nicht zu der Kategorie Menschen, die ihr Gepäck hastig in den Kofferraum wirft und Richtung Heimat düst.
Was spricht dagegen am Abreisetag noch das Beste herauszuholen und diese Zeit voll auszukosten?
Wenn man seine Abreise mindestens genauso gut plant wie seine Anreise, dann ist das schon die halbe Miete. Wer gedanklich allerdings schon beim Auspacken und Wäsche waschen ist und überlegt was sonst noch alles zu Hause an Arbeit anliegt – der beendet seine Auszeit schon sehr viel früher. Was ich persönlich recht bedauerlich finde.
Natürlich kommt es darauf an wie lange die Heimreise dauert und ob es sich um eine reine Auto- oder Flugreise handelt. Bei letzteren verplanen wir den Tag selbstverständlich auch nicht mehr großartig. Es sei denn, wir fliegen erst spät abends los…
Es macht also durchaus Sinn, sich noch ein- zwei Ausflugsziele vorzunehmen, die (fast) genau auf der Strecke liegen.
Mummelsee
Deswegen haben wir noch einen Stopp am sagenumwobene Mummelsee, der gerade mal eine halbe Stunde von Baiersbronn entfernt und direkt an der schönen Schwarzwaldhochstraße liegt, eingelegt. Wer früh dran ist (so wie wir) hat diesen beschaulichen Ort fast für sich alleine. Es ist ein sehr kleiner See, der etwas schattig im Wald liegt und recht schnell umrundet ist. Am Wegesrand stehen Figuren mit Tafeln auf denen die Sage vom Wundersee erzählt wird. Bei der Mummelsee Nixe halten wir inne und werfen unseren gedanklichen Ballast über Bord – ein tröstliches Gefühl.
Doch möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen, dass der Mummelsee ein seeehr beliebtes Ausflugsziel ist und sich normalerweise hier viele Besucher tummeln. So wird aus dem idyllischen Mummelsee ganz schnell ein “Rummelsee” mit Parkplatzproblemen. Mein Tipp: Entweder ganz früh oder am späten Abend besuchen.
Man kann den Hype um den See nun gut heißen oder nicht. Letztendlich ist er ein kleines Naturwunder. Denn der Mummelsee ist einer der sieben verbliebenen Karseen des Schwarzwaldes. Karseen sind Überbleibsel der letzten Eiszeit. Somit ist er mit 17 m Tiefe, der tiefste und mit 1.036 m Höhenlage auch der höchste.
Palais Thermal
Zu einem Erholungsurlaub im Schwarzwald gehört ganz klar auch ein Thermen-Besuch. Nur hier stehen Ruhe und Entspannung wirklich im Vordergrund. Es gibt fast nichts schöneres auf dieser Welt als diese angenehmen warmen Bäder. Zwei gut genutzte Stunden reichen aus um sich hinterher als neuer Mensch zu fühlen und danach (wie in unserem Fall) völlig ausgeglichen die Heimreise anzutreten.
Das Palais Thermal in Bad Wildbad verspricht ein einzigartiger Badepalast vergangener Zeiten zu sein. Es wird tatsächlich nicht zu viel versprochen. Auch wenn uns die Außenfassade (wenig ansprechender Betonbau) zunächst ernsthaft daran zweifeln läßt, spätestens beim Betreten dieser grandiosen Badelandschschaft kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus! Allein im Erdgeschoß (historischer Bereich) gibt es 10 Themalwhirlpools (32 – 38 Grad), zahlreiche Massage- und Sprudelbecken, sowie Wärmebänke im herrlichsten Ambiente. Im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss befindet sich der mehr als großzügige Saunabereich und das absolute Highlight, das Panoramadeck mit Theramlwasser-Außenpool und genialer Aussicht auf die Sommerbergbahn.
Königliche Wellnessoase trifft es wirklich gut und müssten wir sie bewerten, bekäme sie von uns die volle Punktzahl. Wir haben nur einen Kritikpunkt zu vergeben – die fast zweistündige Anfahrt von Saarbrücken aus.
Hast Du eigentlich gewusst, dass es den Schwarzwald, wie wir ihn inzwischen kennen, noch gar nicht so lange gibt?
Mitte des 19 Jahrhunderts war der ursprüngliche Baumbestand (zunächst Laubbäume, später Tannen und Buchen) fast völlig abgeholzt. Schuld daran war der unangepasste Raubbau (Erzabbau, Glashütten etc.) mit dem Holz. Es musste daher schnell gehandelt werden.
Und so kam die robuste, schnell wachsende Fichte, die heute diese Region prägt, in den Schwarzwald.