Bis 1999 war Macau eine portugiesische Kolonie, bevor es wieder an die Volksrepublik China zurück gegeben wurde. Macau ist eine sogenannte Sonderverwaltungszone und verfügt daher über bestimmte Freiheiten, die auf dem Festlandchina strengstens verboten sind. Hierunter fällt zum Beispiel das Glücksspiel. Macau beheimatet die größten Kasinos der Welt. Anders als Las Vegas oder Atlantic City herrscht hier vor Ort ein ganz besonderes Flair. Die mediterrane Bauweise der Portugiesen, gepaart mit chinesischer Kultur sorgen für einen ganz speziellen Mix der Kulturen. Unter Motorsportfans ist Macau für den Grand Prix von Macau bekannt. Auf einer nicht permanenten Rennstrecke, dem Guia Circuit werden fast pausenlos jedes Jahr zum Saisonende Rennen in den Kategorien Motorrad, Formel 3 und Tourenwagen ausgetragen. Auch die beiden Schumacher-Brüder waren dort bereits in der Formel 3 ganz oben auf dem Treppchen. Aber auch bei den Tourenwagenrennen gab es zahlreiche deutsche Erfolge (https://de.wikipedia.org/wiki/Macau_Grand_Prix). 

Zuletzt gewann Jörg Müller 2006 den Grand Prix in seinem BMW. Die Boxenanlagen dienen über das Jahr als Fährterminal und Busbahnhof. Fährterminal ist ein gutes Stichwort, denn auch wir reisten so an. Macau war eines der Highlights unserer Hongkong-Reise im Frühjahr 2016 Vom Fährterminal Hongkong reist man innerhalb von nur 55 Minuten mit einem Speedboot nach Macau. Wir starteten morgens gegen 8 Uhr. Turbojet (https://www.turbojet.com.hk) ist hierbei der Hauptanbieter und fährt mehrfach täglich diese 50 km weite Strecke in beide Richtungen. Die Hin- und Rückfahrt gibt es umgerechnet ab circa 30,- Euro pro Person. Man sitzt sehr bequem in einem geschlossenen mehrstöckigen Schnellboot. Bitte plan etwas mehr Zeit für den Zoll ein. Die Abfertigung entspricht einem Nicht-EU-Flug. Du benötigst dabei jederzeit Deinen Reisepass und den kleinen Zettel, den Du bei der Einreise nach Hongkong bekommen hast.

Angekommen in Macau wirst Du von dutzenden Touristenführer genervt, die Dir eine private Stadtrundfahrt mit ihren Kleinbussen anbieten wollen. Ob und wie seriös dies ist, kann ich leider nicht beantworten. Wir entschlossen uns dazu, den klassischen roten Doppeldeckerbus für knapp 20,- Euro pro Person zu nehmen. Anders als die großen Hop-on-hop-off-Busanbieter in Hongkong kann man in Macau nur auf einen lokalen Anbieter zurückgreifen. Dafür ist er günstiger, auch wenn der TÜV bestimmt einiges zu tun hätte. Die knapp zweistündige Rundfahrt fährt Dich an allen Highlights der drei Inseln vorbei und erklärt Dir in mehreren Sprachen, was Du gerade sieht. Meistens nutzen wir eine solche Touribusfahrt dazu, um uns einen groben Überblick zu verschaffen. Leider sind Mietwagen in dieser Region unbezahlbar, daher waren wir auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. 

Nachdem der rote Bus erneut die Innenstadt anfuhr, entschlossen wir uns dazu, auszusteigen. In der Tat kann ich mich den meisten Reiseführern anschließen, die behaupten, man fühle sich wie in Portugal. Das öffentliche Busnetz ist vorhanden, jedoch wie klassisch auch bei uns passen die wenigsten Haltestellennamen zu den dortigen Attraktionen. Nach wenigen Kilometern gaben wir die Busfahrt auf und waren zu Fuß unterwegs. Bereits auf der Sightseeingtour fielen uns die vielen Straßenecken auf, an denen dutzende Personen auf etwas zu warten schienen… Später wussten wir auch warum! Die großen Kasinos holen ihr Gäste nämlich ab. Es gibt wohl mehrere inoffizielle Haltestellen im gesamten Stadtzentrum. Das beste hierbei – Es kostet nichts! Auch abends kommt so wieder gratis zurück zum Fährterminal. 

Die Innenstadt - Europa lässt grüßen

Die Pauluskirche 
Die heutige Ruine wurde 2005 zusammen mit der historischen Altstadt zum UNESCO-Welterbe ernannt. Ab 1602 wurde die damalige Kirche fast 40 Jahre lang von japanischen und chinesischen Kunsthandwerkern auf dem damaligen Universitätsgelände gebaut. Nachdem sich die Jesuiten 1762 zurückzogen, ging das Gebäude in den Besitz des Leal Senado über. Später zog ein Militärbataillon ein, in dessen Küche ein Feuer ausbrach und den Bau bis auf die Fassade komplett zerstörte.

Senado-Platz 
Dieser Platz erinnert an viele Plätze, die man aus Lissabon kennt. Ringsum befinden sich zahlreiche gut erhaltene Bauten aus der Kolonialzeit. Die schwarz-weiße Pflasterung, gepaart mit den bunten Gebäuden versetzt einen in ein mediterranes Flair. Anders als in Hongkong gibt es hier viele kleine Boutiquen und viele europäische Marken. Die Restaurants und Imbisse ähneln auch eher einer südeuropäischen Stadt. Um die historische Altstadt herum befindet sich ein Ring von Gebäuden mit Geschäften und Büros, dieser einer klassischen deutschen Kleinstadt ähnelt.
Bewegt man sich noch weiter vom Stadtkern weg, sieht man die allseits bekannten sozialistischen Wohnblocks, welche man auch zu häuft im alten Hongkong findet. In diesen Außenbezirken ist es üblich, nur wenige Quadratmeter zu bewohnen. Aus diesem Grund nutzen die Bewohner den Balkon als weitere Nutzfläche. Oft werden dort atemberaubende Gitterkonstruktionen eingesetzt, die einen eher an einen riesigen Vogelkäfig erinnern. Dort stellt man die frische Wäsche ab, lässt Haustiere dort wohnen oder lässt auch mal das Baby in einem eigens dafür gebastelten Käfig 20 Meter über der Straße an die Luft.

Shoppen in Macau ist nicht wirklich günstiger als bei uns. Bereits in Hongkong und China erstaunte uns, dass man nicht wirklich Schnäppchen machen kann. Die großen Luxusmarken kosten ein Vielfaches mehr als in der Heimat und die Billigware lässt man besser direkt nach Hause schicken, so spart man sich wenigstens das Übergewicht beim Gepäck. Generell brauchst Du Dir wenig Sorgen um Deine Sicherheit zu machen. Macau scheint sicher zu sein. Das einzige, wovon ich Dir abrate möchte ist: Don’t gamble and drink! 

Das Las Vegas des Osten

Die inzwischen über 35 Kasinos ziehen jährlich über 31 Millionen Touristen in die „kleine“ Provinzstadt an. Anders als Hongkong wuchs Macau erst in den letzten Jahren zu einer Weltstadt heran. Ähnlich wie in anderen Kasinostädten, gibt es auch hier einen älteren und neueren Teil. Viele alte Kasinos befinden sich auf Macau selbst, während sich die neuen Giga-Kasinos alle auf Taipa befinden. Ein Unterschied zu den uns bekannten Glücksspielstädten liegt darin, dass jährlich Millionen Chinesen hierher pilgern. Europäer oder Amerikaner findet man hingegen nur selten. Der größte Unterschied liegt allerdings in der Größe! Siebenmal größer ist der Umsatz als in Las Vegas. Auch die Anzahl der Luxusboutiquen wächst stetig in unerreichbare Sphären. Was in Las Vegas der Stratosphere Tower ist, nennt sich hier Macau Tower. Dieser wurde 2001 nach nur drei Jahren Bauzeit eröffnet. Der 338 m hohe Turm verfügt über Restaurants, dem Skywalk und diversen anderen Attraktionen. Er befindet sich auf einer kleinen Insel zwischen der Stadt und den Kasinos. Leider war an unserem Datum das Wetter so nebelig, dass sich ein Besuch nicht gelohnt hätte. Wer jedoch das Adrenalin braucht, hätte sich garantiert davon nicht abschrecken lassen. Der dort angebotene Bungjee-Jump aus 233 m Höhe ist der höchste der Welt.

Du willst auch spielen? Nur zu – Du brauchst dazu nicht die landeseigene Währung zu nutzen. Hongkong oder US-$ gehen auch. Du findest in riesigen Hallen tausende Automaten, Tische oder sonstige (Ab-)zockeinrichtungen. Wir versuchten uns an Roulette. War es mit anderen Mitspielern halbwegs ausgeglichen, was der Zufall für Farben auswählte, wechselte es nach deren Verlassen auf ein Rot-Schwarz-Verhältnis von 7 zu 1 bei dutzenden Runden… Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Stell Dir einfach ein Fußballstadion mit tausenden Automaten vor, das gleiche noch einmal für jede Art von Kasinospiel, dann weisst Du, wie groß diese Kasinos wirklich sind! 

Letztes Jahr sahen wir Trumps Millionengrab in Atlantic City. Das war damals das größte Kasino der Welt. Wenige Jahre später bauten die Chinesen dutzende um ein vielfaches größere Unterhaltungstempel und sind auch tatsächlich ausgelastet! Eines unserer Highlights war mit Sicherheit das Venetian Ressort. Der angeschlossene Hotelkomplex umfasst allein 3000 Suiten. In der dazugehörigen Mall befinden sich kilometerlange Gondelkanäle in Originalgröße. Die ausgeklügelte Lichttechnik vermittelt einem nicht nur auf Fotos sondern auch real den Eindruck, tatsächlich in Venedig zu sein. Dabei baute der amerikanische Investor eine doppelt so große originalgetreue Nachbildung Venedigs wie in Vegas. 

Auch nachts kannst Du die zahlreichen kostenlosen Bus-Shuttles zur Stadt, dem Airport oder dem Fährterminal nutzen. Leider konnten wir uns keine der zahlreichen bekannten Shows anschauen, da im März eine Art Pausen- und Umbaumonat eingelegt wird. Dies bedeutet, dass neue Shows implementiert werden und deswegen alles geschlossen ist.

China
Macau

Das letzte Wort

Macau ist durchaus sehenswert. Hast Du die Gelegenheit auf einer Rundreise einen Abstecher zu machen, nutze sie! Hier jedoch gezielt zwei Wochen Urlaub zu machen, ich weiß nicht. Außer die kleine Altstadt und die überdimensionalen Kasinos hat man wenig zu schauen. Meist sind auch die Flüge von Deutschland nach Hongkong deutlich günstiger als direkt nach Macau.

Beim Flug von FRA (Frankfurt) nach HKG (Hong Kong) kann ich nur Air China empfehlen. Bitte verwechsel Air China nicht mit China Airlines! Letztere glänzt eher durch Unglücke und Negativschlagzeilen. Oft höre ich, flieg doch mit Lufthansa, die sind zwar teurer aber besser… Das witzige ist, Air China ist auch in der Star Alliance und fliegt somit einen Großteil der Lufthansaflüge nach China. Bedeutet im Klartext, ich zahlte 440,- Euro über Peking nach Hongkong. Die Kollegen der Lufthansafans saßen neben uns und zahlten mindestens 900,- Euro. Deswegen immer auf Code Sharings achten. Air China glänzte durch große Sitzabstände, kostenlosem Unterhaltungsprogramm, zahlreichen Mahlzeiten und einer Selbstbedienungsbar.
Außerdem verfügt Air China über einen ausgezeichneten Telefonsupport. Willst Du Sitzplätze umbuchen oder auswählen, ruf einfach unter der deutschen Nummer an. Du wirst nach China weitergeleitet und eine freundliche Mitarbeiterin regelt alles in Sekunden auf Deutsch.

Da wir erst im November zum ersten Mal nach Vegas kommen, will ich Macau noch nicht damit vergleichen. Da mir allerdings Monaco und Atlantic City bereits bekannt sind, kann ich nur dazu raten – spiel besser dort! Macau ist eindeutig auf den chinesischen Kunden ausgelegt. Es ist amüsant, viel pompöser als sonst wo auf der Welt, jedoch glaube ich nicht, dass dieses Unterhaltungspaket einen Europäer glücklich macht. Auf der anderen Seite, schau es Dir an! Es fasziniert, wie nahe sich Portugal und China auf wenigen Quadratkilometern stehen! Der Gigantismus wird sehr schnell Deine Vorstellungskraft an ihre Grenze bringen.

Nachts um halb 2 waren wir wieder in Hongkong…