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Was macht wirklich guten Wein aus? Die Rebe, das Weinbaugebiet, die Liebe zum Detail,… mit Sicherheit eine Mischung aus allem. Nach unseren Reisen in südafrikas Weinbaugebieten und anderen weltbekannten Anbaugebieten, wird immer deutlicher, dass besonders der Wein von der Mosel weltweit einen hohen Stellenwert besitzt. Im Sommer 2020 besuchten wir das kleine familiäre Weingut Baldes. Ein familiengeführter Betrieb, der sich fernab eingestaubter Klischees bewegt. Abgerundet wird dies mit dem Umstand, dass die Weine in Steillage der schwarzen Katz in Zell angebaut werden.

Es war im Frühjahr 2016 als wir in der chinesischen Metropole Shenzhen in einem Steakrestaurant in luftiger Höhe saßen und die Weinkarte gereicht bekamen. Dass es weltweit deutsche Biere gibt, ist eigentlich nichts besonderes, dass jedoch auch deutscher Wein die bekannten Herkunftsregionen wie Kalifornien, Südafrika, Frankreich und Italien verdrängt, war uns so nicht bewusst. So kam es, dass ein deutscher Riesling von der Mosel der teuerste Wein auf der Karte war. 

Vor zwei Jahren saßen wir in dem höchsten Restaurant der USA in Las Vegas und auch dort, der teuerste Wein war von der Mosel. Dass teuer nicht unbedingt auch gut heißen muss, sollte allen bekannt sein, dennoch ist es schon erstaunlich, wie sich kleine Weingüter weltweit behaupten.

Unser Besuch im Sommer 2020

Es freute uns riesig, dass es endlich mal klappte. Ein schöner heißer Sommertag in den ansonsten tristen Coronazeiten. Gegen Mittag erreichten wir das idyllische Moseltal, genauer gesagt, den Zeller Stadtteil Kaimt, der durch eine Fußgängerbrücke direkt mit der Altstadt von Zell verbunden ist.

Vor Ort wurden wir bereits von Lydia und Maximilian Franzen und ihren Eltern herzlich empfangen. Bevor es auf den Weinberg ging, gab es jedoch zunächst eine sehr erfrischende Weinprobe. Was wir dabei so alles erlebten, kannst Du hier nachlesen…

Das Weingut Baldes

Das kleine Weingut Baldes existiert bereits seit Generationen. Mit nur etwa drei Hektar Anbaufläche möge der Kenner von einer großen Exklusivität sprechen. Das Wort “Exklusivität” hat allerdings auch immer einen negativen Touch. Oft verbindest Du damit auch Begleitumstände wie Arroganz und dem Gefühl, etwas besseres zu sein. Dies ist hier definitiv nicht der Fall! Daher bevorzugen wir auch den Begriff “familiär”.

Denn nur die Liebe zum Detail ist umsetzbar, wenn die ganze Familie hinter dem eigenen Produkt steht. Aktuell sind vier Generationen damit beschäftigt, bekömmliche und frische Weine zu kreieren.

Die junge Generation

Maximilian und Lydia - die junge Generation
Max und Lydia am Moselkino

Seit 2016 sorgen die beiden Töchter Franziska und Lydia der Familie Baldes, sowie deren Mann Maximilian Franzen, mit ihren “Young Generation Weinen” für frischen Wind im Weingut. Durch Maximilian wurden wieder die Rieslinge aus der Steillage fokussiert. Er selbst stammt aus einem Traditionsweingut in Bremm an der Mosel und verbrachte seine Kindheit in den wohl steilsten Weinlagen Europas, dem Bremmer Calmont. Von seinen Eltern, Iris und Ulrich Franzen, hat er die Leidenschaft zu den Moselsteillagen wohl einfach im Blut. Besonders die Ursprungslage der Zeller Schwarzen Katz “das Zeller Petersborn Kabertchen” sind das Herzensprojekt von Lydia und Maximilian, die sie in der Kollektion #Franzen1 #Franzen2 und #Franzen3 kreiert haben. Aber auch die jüngste im Familienbetrieb, Franziska Baldes, hat mit ihrem Wein ‘Vinum Amor Filia’ ihre ganz eigene Idee von einem “Zeller schwarze Katz”  Riesling in die Flasche gefüllt.

Baldes - Young Generation Weine

Seit dem 21.09.2019 heißt es “Vier Generationen und eine schwarze Katz”. Das jüngste Familienmitglied, Toni Elias Franzen erblickte das Licht der Welt. Zur Feier des Tages gab es direkt den passenden Wein.

3 Winzerkinder Weine
Rückseitenetikett der 3 Winzerkinder Weine

Besonders erfrischend ist der Winzerkinder, ein Wein, bei dem alle drei Winzerkinder ihre jungen Erfahrungen und Ideen einfließen ließen. Inzwischen gibt es ihn von mehreren Jahrgängen.

Es hat sich viel getan - oder auch nicht!

Wie die Uroma der Familie erzählte, konnte man zu ihrer Zeit noch bei heißem Wetter durch die Mosel waten. War das Wasser doch wieder etwas tiefer, musste man zur Brücke nach Bullay laufen. Heute ist dies kaum noch vorstellbar, wenn man die großen Binnen- und Kreuzfahrtschiffe im Minutentakt vorbeifahren sieht. Allgemein hat sich seit dieser Zeit vieles verändert, besonders im Weinbau.

Anders in den steilen Anbaugebieten der Mosel, denn hier können nach wie vor keine Erntemaschinen eingesetzt werden. Klar hat man heute den Luxus, dass man mit dem Traktor oder dem Lieferwagen bis zum Weinberg fahren kann, dann ist aber auch schon Schluss. Der Rest geschieht wie vor hunderten Jahren rein zu Fuß. Und genau dieser Umstand macht den Wein aus Steillagen noch zum echten “Hand”werk.

Unscheinbar und sehr familiär

Bestimmt erwartest Du von einem Weingut große Gehöfte, zahlreiche Landmaschinen und überall stehen Fässer und Flaschen rum… Ganz anders beim Weingut Baldes. Fast unscheinbar kommt das Mehrfamilienhaus in zweiter Reihe am Moselufer daher. Würden keine Flaschen im Verkaufsständer vor der Tür stehen, würdest Du niemals in Erwägung ziehen, dass es hier überhaupt Wein gibt. Doch genau dieses unscheinbare charakterisiert auch die Weine der Familie. Man konzentriert sich eben mit viel Hingabe und Fleiß auf das eigentliche, nämlich guten Wein anzubauen.

Wer möchte, kann auch direkt in der Ferienwohnung im Mehrgenerationenhaus übernachten. Eigentlich gibt es auch eine Speise- und Schankwirtschaft, die durch Corona derzeit allerdings stark eingeschränkt ist. 

Nur wenige hundert Flaschen

Spätestens jetzt grenzen sich die Familienweine von den mitunter auch sehr guten Weinen im Einzelhandel aus der gleichen Region ab. Während die Genossenschaft der Region täglich mehrere hundert Hektoliter für den Weltmarkt abfüllt, bewegen sich die Abfüllmengen je nach Wein bei gerade einmal maximal 1000 Liter – im Jahr!

Die Besonderheit der Steillage

Wie bereits erwähnt, verhindert die Steillage fast jegliche Unterstützung durch Maschinen. So ist es kaum verwunderlich, dass fast alles von Hand und zu Fuß gemacht werden muss. Die Familie Baldes verfügt in der Region über einige sehr begehrte Anbauhänge. 

Steillage bedeutet, dass der Weingarten mindestens 20 Prozent (circa 12 Grad) Gefälle besitzt. Von 5 bis 20 Prozent spricht man von Hanglage. In Deutschland befinden sich etwa 60 Prozent der Weinanbauflächen in Hang- oder Steillage.

Mehr Sonne und weniger Frost

Je mehr Sonne die Traube abbekommt, desto besser wird der Wein. Doch es steckt ein wenig mehr dahinter. Die optimale Sonneneinstrahlung wird bei 90 Grad Gefälle erreicht. Dies ist in der Realität allerdings nicht möglich, daher sind Weinberge mit steilen Hängen gegenüber flachen Weingärten deutlich im Vorteil.

Um mehr Sonne abzukriegen, nutzt man in kühleren Regionen auch gerne die Ausrichtung Richtung Süden. Zudem bieten Hanglagen eine optimale Thermik, denn nachts fallen die kalten Luftströmungen den Hang hinunter, von dort sie ab morgens erwärmt werden und tagsüber wieder nach oben wandern. Um diesen Kreislauf nicht zu stören, sind die Bergkuppen oft bewaldet. Dieser Effekt wirkt sich positiv auf die Säurebildung im Wein aus.

Bremmer Calmont (Mosel)

In der Geometrie spricht man bei 45 Grad von einer 100 prozentigen Steigung. Der Bremmer Clamont verfügt sogar über 68 Grad Steigung, das entspricht circa 268 Prozent! Somit ist dieser Steilhang der steilste Weinberg Europas.

Da das Weingut Baldes vor kurzem hier eine Anbaufläche erworben hat, werden dort dieses Jahr auch zum ersten Mal die Trauben gelesen.

Nicht nur die Lage, auch der Grund ist entscheidend

Je nach Hang ändert sich auch der Untergrund. Ich selbst bevorzuge dabei besonders Weine aus steinreichen Gegenden. Der Schieferuntergrund gibt der Traube wertvolle Mineralien, die Du definitiv schmeckst. Da das Weingut Baldes auf mehrere Lagen verteilt ist, gibt es dort sogar unterschiedliche bunte Schiefer.

Zeller schwarze Katz

Denkmal zu Ehren der Lage und der schwarzen Katz aus dem Jahre 1936
Neue Zeller schwarze Katz aus dem Jahre 2012

Die Legende der Zeller schwarzen Katz stammt aus dem Jahr 1863. In diesem Jahr besuchten Händler ein Zeller Weingut. Nach einer ausgiebigen Weinprobe wollten die Händler sich im Weinkeller das Fass aussuchen, welches sie kaufen wollten. Sie wussten jedoch nicht recht welches. Als die Winzerin mit einer schwarzen Katze hereinkam, sprang die Katze auf eines der Fässer, machte einen Buckel und fauchte die Kaufleute an.

Da war klar, das Fass muss es sein! Wenn eine Katze ein Fass so verteidigt, dann muss es gut sein! Einige Zeit später kauften die Kaufleute sämtliche Fässer der gleichen Lage.

"Jacky", die eigene schwarze Katz

Mit Maximilian ist auch Hauskater “Jacky” von Bremm nach Zell gezogen. Er verliebte sich sofort in die Rolle der Zeller Schwarzen Katz und bewacht brav das Fass #1 im Keller. Er ist die ganz eigene “Zeller Schwarz-Weiße Katz“, die auch auf dem Etikett verewigt ist.

Kater Jacky
Franzen #3 mit Kater Jacky auf dem Etikett

Unser Wein ist 100% Riesling, Steillage, Handarbeit und aus der Originallage der Zeller Schwarzen Katz: “Zeller Petersborn-Kabertchen”.

Leider ließ sich Jacky nicht selbst am Tag unseres Besuches blicken. Als bekanntes Fotomodell hat man dies bestimmt auch nicht mehr nötig…

Das Problem mit der Herkunft

Heutzutage genießen Weine aus der Anbauregion Zeller schwarze Katz weltweit ansehen. Doch dabei kommen nicht alle Weine aus der Steillage hinter Zell. Vor einigen Jahren wurde beschlossen, dass sich die geographische Herkunft auch auf andere Anbauflächen der Kommune ausdehnt. Somit ist nicht direkt ersichtlich, ob der Wein auch wirklich aus einer Steinlage stammt.

Vom Anbau zum eigenen Wein

Die Familie ist dem Weinbau seit jeher sehr verbunden. Dennoch gibt es erst wieder seit wenigen Jahren eigene Weine. Zuvor brachte man die gesamte Lese zur Genossenschaft. Dem glücklichen Umstand, dass entgegen dem Trend, auch die jungen Generationen großes Interesse am Weinanbau besitzen, ist es zu verdanken, dass frischer Wind in den Moselwein kommt.

Die Weinprobe

Ehrlich zugegeben sind wir beide keine Weinkenner, wahrscheinlich genauso wenig wie alle anderen Genießer. Dennoch finde ich, dass genau die Urteile solcher Menschen umso ehrlicher sind. Früher trank ich nur selten Wein, wenn dann überhaupt einige wenige Klassiker aus Südafrika oder Kalifornien, Lambrusco ging auch immer. Aber inzwischen kann man sagen, wir wissen, wie guter Wein schmecken muss. Und das noch wichtigere ist, wie vertrage ich ihn…

So viel sei gesagt, egal welchen Wein Lydia und Max uns einschenkten, sie waren alle gut! Sie sind besonders leicht bekömmlich, da die Weine sehr mild sind. Die Bekömmlichkeit kommt auch daher, da nur minimal geschwefelt wird. Dies ist notwendig, um die Haltbarkeit sicher zustellen.

Da ich selbst nicht mit allen Fachbegriffen der Weinkunde vertraut bin, versuche ich daher mit eigenen Worten die Weine zu beschreiben. Letztlich schmecken alle Weine komplett unterschiedlich und dennoch spürt man, dass sie in einer Linie vom gleichen Winzer stammen. 

Im Weinberg

Nach der ersten Weinprobe ging es mit Max, Lydia und ihrem Vater Uwe Baldes zur Zeller schwarzen Katz. Direkt hinter dem bekannten Zeller Wahrzeichen verbirgt sich einer ihrer Lagen. Schnell merkt man, dass hier alles noch Handarbeit ist. Uwe Baldes erklärte, dass man nach Möglichkeit auf sämtliche Pestizide verzichtet. Stattdessen mäht man zum Beispiel mit einem Freischneider regelmäßig den Wuchs zwischen den Reben. Aber auch wie bereits bei der Fruchteria in Saarbrücken verzichtet man bewusst auf die Zertifizierung nach Bio oder ähnlichen Labels. Denn die Kosten einer solchen Maßnahme sind für kleine Betriebe und Manufakturen nicht zu stemmen.

Nur wenige Meter vom eigenen Weinberg entfernt, befindet sich das “Moselkino”, ein Aussichtspunkt, ideal um weitere Qualitätsweine zu kosten. Besonders schmeckte mir hierbei der “99” vom Weisserberg mit 99 Grad Oechsle.

Auch der Jacky ist besonders, teils exotisch kommt er daher. Neben der eigenen Katz gibt es auch noch einen klassischen Zeller schwarze Katz-Wein. Der Rivaner, hergestellt aus Müller-Thurgau-Trauben überzeugt geschmacklich auch durch seine Leichtigkeit.

Wie wurden wir auf das Weingut Baldes aufmerksam?

2018 fungierte “Frau Schirra bloggt” als Medienpartner der Weinzeit in der Saarbrücker Congresshalle. Das Konzept dieser neuartigen Weinmesse steckte sich zum Ziel, das angestaubte Image von Weinmessen grundlegend zu verändern. So präsentierten 2018 ausgewählte Winzer aus der Großregion ihre eigene Erzeugnisse. Und darunter waren echte Highlights.

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Besondere Aufmerksamkeit schenkten wir dabei einem sehr kleinen Weingut von der Mosel. Dies war mit Sicherheit auch dem Umstand geschuldet, da die Flaschenetiketten im Vergleich zu den klassischen Designs sehr frisch und farblich gewagt herkamen. Nicht minder frisch war daraufhin auch der Wein selbst.

Die interessante Geschichte rund um die “eigene” schwarze Katz und Europas steilstem Weinberg weckte unser Interesse. Da wir gewöhnlich öfters verreisen kam es erst diesen Sommer zu einem Treffen in Kaimt.

Es war wirklich ein schöner und interessanter Nachmittag. Bereits in Kürze geht es erneut nach Zell. Dann schauen wir uns den Calmont mal persönlich an. Vielen Dank für den genussvollen und lehrreichen Sommertag!