Im Internet rät man ab. Alle sind dagegen, wir sind schließlich dafür! Nach dem, was in den Foren und Reiseberichten so zu lesen ist, sollte man wohl überhaupt nur nach Disney World fahren oder außerhalb der Saison am Daytona Beach eine Liege mieten, wenn man nicht lange vor Ort ist. Wir waren für 7 Tage da. Die Strecke nach Key West ist auch lang –  264 Kilometer. Zu lang? Dann sind wir 4 Stunden unterwegs und fahren noch mal 4 Stunden zurück. Direkt nach 12 Stunden im Flugzeug. Jetlag. Es ist heiß und schwül, es koste nur Zeit, steht da, man stehe im Stau, steht da.

bunte Häuser auf Key West

Am Start!

Klar bin ich noch ziemlich müde und bei der schwülfeuchten Luft, hatte ich auch erst einmal keine große Lust auf eine lange Autotour, aber als wir dann im Mietwagen sitzen, mit Airconditioning und – natürlich! – Automatikgetriebe, da habe ich mich dann doch ganz schnell entschieden: Dieser Ausflug gehört zu so einer Reise nach Florida einfach dazu! Und Autofahren zu einer Reise in die USA eigentlich auch. Außerdem hatte mir meine beste Freundin auch noch diesen Mix zusammengestellt. Mit Musik rund um Florida und Musik von Musikern aus Florida. „Free Bird“ von Lynyrd Skynyrd zum Beispiel. Gut, es sind auch die Backstreet Boys drauf, denn die sind aus Orlando, aber dafür auch Tom Petty, der in Gainesville geboren wurde … Obwohl das Wetter Wünsche offen lässt (windig, regnerisch, frisch) bin ich sicher, dass die Fahrt angenehm vergeht.
Wir sind relativ früh losgefahren und Probleme mit Staus gab es bis auf eine kleinere Autoschlange, die sich vor einer Ampel gebildet hatte, nicht. Während Michael fährt, versorgt er mich nebenbei mit Eckdaten zur Geschichte der Insel, zu der wir unterwegs sind.

Saarbrücker Bloggerin

Eine stürmische Geschichte

Key West wurde 1819 zusammen mit Florida ein Teil der USA.
Die Florida East Coast Railway dehnte das Streckennetz ganz in den Süden aus. Das lohnte sich, denn dort wurde mit Schwämmen und Zigarren gehandelt. Die Menschen waren wohlhabend und die Florida Keys wurden zu einem der ersten touristisch erschlossenen Gebiete der USA. Das Hotel Casa Marina eröffnete schon 1920 und beherbergte infolge die Hollywoodprominenz, die auf die Florida Keys zu Besuch kam: Gregory Peck, Rita Hayworth – die ganz großen Stars im Haifischbecken eben.
Als die Eisenbahn einmal fertig war, war der Weg nach Kuba auch nicht mehr weit. Nämlich 144,8 Kilometer. Genau, wie ja auch überall zu lesen ist: „90 Meilen nach Kuba“. Der südlichste Punkt des Festlands der USA. Wegen der bestehenden Landanbindung, auch, wenn dieser Punkt ja eigentlich eine Insel ist. Schon immer eine Attraktion – alle flogen drauf. Pan Am testete die Route 1927 mit einem Transportflieger und nach neun Tagen flogen die ersten Touristen ein. So ist es bis zum heutigen Tag weitergegangen. Für Unterbrechungen sorgten alle die Hurrikane, die in regelmäßigen Abständen über Florida hinwegfegen. Auch damals sorgte ein Hurrikan für das Ende. 1935 wurde die Bahntrasse zerstört. An Stelle der Eisenbahn wurde der Overseas Highway gebaut, der immer noch teilweise über die alten Eisenbahnbrücken führt. Er ist die Fortsetzung des Highway Nr.1. Heute kann man auf den Brücken sitzen und angeln.

Highway über der Wasseroberfläche

Wir fahren den Highway Nr. 1 hinunter. Richtung Süden. Rechts der Golf von Mexico, links der Atlantik. 42 Brücken verbinden die Inselketten der Florida Keys. Eigentlich beginnt der 3846 Kilometer lange Highway Nr. 1 in Key West und zieht sich dann bis Fort Kent in Maine hinauf. Früher waren die Schilder, die ihn säumten alle klassisch rot mit der entsprechenden 1, die anzeigt, dass er der östlichste aller Highways ist. Heute sind die roten Schilder selten. Per Auto quasi eine Schneise durch das Wasser zu ziehen ist einfach einzigartig. Der Overseas Highway ist 205 Kilometer lang, verbindet 40 Inseln und verläuft fast gradlinig durch das türkisblaue Meer. 

Man darf sich hierbei natürlich keine Autobahnbrücke im deutschen Stil denken. Die Brücke verläuft fast unmittelbar über der Wasseroberfläche. Das macht das Erlebnis, darüber zu fahren, noch einmaliger. Die Aussicht auf das Blau in all seinen Facetten ist absolut atemberaubend. Wie das gigantische Schwert des hier heimischen Schwertfischs ragt die Brücke über die Inseln in das Meer hinein. „Free – Free Falling“, wie Tom Petty singt. 
Die erkennbaren Spuren, die der Hurrikan Irma hinterlassen hat, verstärken den Eindruck…Mensch gegen Natur, Mensch eingeschlossen vom Meer. Ein bisschen wie der Kampf gegen die Bestie wie Hemingway sie in „Der alte Mann und das Meer“ beschrieben hat. Ich werde ganz bestimmt nicht vor seinem Haus stehen und nur ein läppisches Foto für Instagram machen, lasse ich Michael wissen. Das sehe ich mir ganz genau an.  

Aufgetürmter Müll liegt an der Straße. Schutt, der von Lastwagen noch abtransportiert wird. Entwurzelte Bäume, die auf Autos liegen. Ein echter Kraftakt, es nach zwei Monaten schon wieder so hinzukriegen, dass alles einen recht sortierten und aufgeräumten Eindruck macht.
Auf der Indian Key Bridge, der höchsten aller Brücken, machen wir Halt. Die Brücke ist ganze 8,22 Meter hoch! Auf der winzigen Insel namens Indian Key ging man früher einem lukrativen Geschäft nach: Schiffwracks wurden ausgeschlachtet. Die Insel ist nur mit dem Boot erreichbar. Man kann dort Schwimmen oder auch eine Kayaktour machen.

Floridareise
Bloggerin Saarland
Originalboot aus „African Queen“ mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn in Key Largo

Nicht nur einen Stopp, nein, eine richtige Vollbremsung solltest Du in jedem Fall für Key Largo machen! Key Largo liegt ohnehin auf dem Weg und Du kannst dort das Originalboot aus „African Queen“ mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn bewundern.

Und das Midway Café ist meine besondere, zusätzliche Empfehlung. Der Service ist prompt und dabei sehr zuvorkommend und freundlich. Das kleine Café in Islamorada im typischen Floridastil wird von Nicole Lindholm und ihrer Familie geführt, die das Café eröffnet hat, weil sie sich bei Besuchen auf den Florida Keys in die Inselwelt verliebt hat und nicht mehr weg wollte. Sie serviert hier Sundaes, Wraps, Waffeln und Sandwiches. Außerdem serviert sie den besten Kaffee auf den ganzen Florida Keys!

An der Seven Mile Bridge, die 10,93 Kilometer lang und damit die längste aller Brücken zwischen den Keys ist, halten wir noch einmal an. Auch hier ist Filmgeschichte verewigt worden. Die Brücke ist in „James Bond 007 – Lizenz zum Töten“ zu sehen. Außerdem wird hier jedes Jahr der Seven Mile Bridge Run veranstaltet, ein Marathonlauf.

Midway Café in Islamorada
Midway Café
Florida Trip
Ü40 Bloggerin
Seven Mile Bridge
Seven Mile Bridge

Am südlichsten Punkt angekommen

An diesem Ende der Welt lebte Ernest Hemingway ab 1928 für einige Jahre. Sein damaliges Wohnhaus ist jetzt das Hemingway-Museum in der Whitehead Street 907. Es wird auch eine Führung in deutscher Sprache angeboten, bei der Du durch das Haus geführt wirst und von Hemingway erzählt wird. Das Haus ist sehr beeindruckend und überall laufen Katzen herum, die dem Anwesen einen ganz besonderen Charakter und Charme verleihen. Hemingway liebte Katzen. Besonders Snowball. Diese bekam er von einem Seekapitän geschenkt. Statt der üblichen 5 Zehen, hatte sie 6 Zehen an der Pfote. Polydaktylie nennt man das, eine Genmutaion. Na wenn das mal keine Frage für “Wer wird Millionär” ist. Das Wissen, dass noch heute jede Katze 200 Dollar pro Tag aus dem Hemingways Erbe erhält, könnte uns ebenfalls der Million näher bringen. 

Hast Du gewußt dass Hemingway einer der Ersten auf den Florida Keys war, der einen Swimming Pool besaß? Zu einer Zeit, als es noch nicht einmal fließend Wasser gab. Der Pool wurde dann über eine eigene Pumpanlage mit Salzwasser befüllt. Nachts lag er dann durch die Unterwasserlampen beleuchtet, strahlend da und begeisterte vor allem Hemingways Frau Pauline und deren Freundin, die meinten, er würde wohl bis zum Mars leuchten! 

Hemingway-Museum in der Whitehead Street 907
Key West
Blick in die Küche
Key West Florida
Key West Florida
Key West
Key West
Key West Florida
Key West Florida
Und nachgezählt? Kommst Du auf sechs Zehen?
Key West Florida
Michael liebt Katzen
Key West#
Key West Florida
Kew West
Hemingway war der Erste auf den Florida Keys, der einen Swimming Pool besaß

Der Southernmost Point ist ein absolutes Muss. Die bunte Boje markiert zwar nicht wirklich den südlichsten Punkt der USA (das wäre der Ort Flamingo in den Everglades), ist aber der südlichste, meist abgelichtete Ort der Vereinigten Staaten. Klar, dass man sich dort, um ein Foto zu machen in eine Warteschlange einreihen muss. Dafür war unsere Zeit definitiv zu kostbar und knapp. Vor einem kleinen Mäuerchen davor haben wir ein paar Selfies gemacht. Die Boje hat uns dann in einem seltenen Moment ganz privat noch Modell gestanden! 
Als wir am „Mile Marker“, dem Schild ankommen, das signalisiert, dass hier der Highway Number 1 offiziell beginnt, fängt es bereits an zu dämmern. Wir schlendern noch etwas durch die Straßen der Stadt. Sehen Menschen auf der Veranda sitzen, die darauf warten, dass der Abend und dann die Nacht anbrechen… Die Stimmung auf den Keys ist wirklich schon sehr zentralamerikanisch und damit latin-like!
Es ist mittlerweile dunkel. Auch hier wird es im November früher dunkel, also so gegen sechs Uhr. Daher verzichten wir auf die Erkundung des Nachtlebens auf der Insel. Wir machen uns auf den Weg zurück. Vier Stunden sind eine lange Fahrt. Ausgehen können wir ja noch in Miami, an einem anderen Abend … 

Key West Florida
Der meist abgelichteste Ort der Vereinigten Staaten - Southernmost Point!
Key West Florida
"Mile Marker" Start
Florida
und Ende des Highway 1
Florida
Florida
Florida Miami Party

Yummy! Satte Eindrücke 

Florida Miami

Von Key West sind wir dann ungefähr siebzig Kilometer gefahren. Dann haben wir bei Porky’s Bayside Restaurant Station gemacht und extrem lecker gegessen. Kross gebratene Schweinerippchen gibt es da und gegrilltes Hühnchen. Preiswert und „delicious“! 184 Kilometer später waren wir dann wieder zurück in Miami. 
Mir gehen die außergewöhnlichen Eindrücke durch den Kopf. Die freilaufenden Hähne, die seltsame, ja skurrile Vorliebe für Tierbriefkästen auf den Keys. Und dann in einer Nebenstraße dieses knallgelbe Schild mit dem Warnhinweis auf den möglichen Straßenwechsel eines Krokodils! Ich habe es zuerst gar nicht glauben können, aber aufgepasst: „Alligator Crossing“! 

Als wir wieder auf den Straßen von Miami sind, die Palmen sich in der Abendluft wiegen … wären wir zwar nicht direkt noch mal zurückgefahren, aber bei unserer nächsten Reise, da kommen wir wieder. Vielleicht können wir ja dann von Kuba übersetzen. See you later alligator!

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