Was bei den Flughäfen der Airport Changi in Singapur ist, ist unter den Bahnhöfen der Madrider Hauptbahnhof Atocha mit seinem riesigen Palmengarten inmitten der ehemaligen großen Glas überdachten Prunkhalle.
Erbaut wurde der auch noch heute in Betrieb befindliche Madrider Hauptbahnhof nach Plänen des baskischen Architekten Alberto de Palacio y Elissague von 1888 bis 1892. Der Architekt arbeitete dabei mit Architekten wie Gustave Eiffel und dem Ingenieur Henry Saint James zusammen. Konzipiert wurde der Fernbahnhof als Kopfbahnhof. Heutzutage befinden sich die Gleise für den Nah- und Fernverkehr im Untergrund als Durchgangsbahnhof. Die damalige Gleishalle dient heute als Wartehalle mit Palmen und Restaurants.
Der Bahnhof Atocha, offiziell Madrid Puerta de Atocha ist der Hauptverkehrsknotenpunkt der 3,5 Millionen Einwohner zählenden spanischen Metropole. Der heutige Bahnhof besteht aus zwei Teilen, einem oberirdischen und unterirdischen Teil, teils für die Schnellzugverbindungen, bei den ICE-baugleiche Züge eingesetzt werden. Das spanische Schnellzugnetz wächst deutlich schneller als anderswo in Europa und steht damit in wahrer Konkurrenz zum Flugverkehr.
Besonders bemerkenswert ist die 27 Meter hohe und 157 lange Deckenkonstruktion, die aus einem harmonischen Zusammenspiel aus Gusseisen, Stahl und Glas besteht. Diese Bauart sollte vor allem auch dem Feuerschutz dienen. Sie wurde damals in Belgien produziert und in Einzelteilen nach Madrid geliefert und dort montiert.
Auch Madrid besitzt seinen BER. Als 1992 der erwähnte “neue” zweiteilige Madrider Hauptbahnhof eröffnet wurde, wurde auch endlich der Tunnel fertig, der den ehemaligen Kopfbahnhof zum Durchgangsbahnhof machte. Die Planungs- und Bauphase dauerte insgesamt 34 Jahre! Da war der BER echt ein Schnellschuss. Aufgrund dieser Gegebenheit ist der Tunnel im Madrider Volksmund auch als “Tunnel des Gelächters” bekannt.
Die Madrider Zuganschläge
Am Morgen des 11.März 2004 ereigneten sich in Madrid insgesamt 10 Bombenanschläge. Verübt wurden diese durch den islamistischen Attentäter Jamal Ahmidan, der sich und mehrere seiner Komplizen bei einer Polizeirazzia am 3.April 2004 in Madrid in die Luft sprengte.
Sieben der insgesamt zehn Explosionen fanden dabei im oder in der Nähe des Atocha Bahnhofes statt. Insgesamt starben 191 Menschen und über 2000 weitere wurden teils schwer verletzt. In Spanien ist dieser Tag auch als 11-M bekannt.
2007 errichtete man am Haupteingang des Gebäudes ein Mahnmal aus Glas, welches an die Opfer des Anschlages vom 11.März 2004 erinnert. Dieser 11 Meter hohe Glasmonolith besitzt einen oberirdischen und einen unterirdischen Part. Im unterirdischen Part ist ein Saal untergebracht, den man auch besuchen kann. Dort wurde ein Schrein zum Gedenken der Opfer errichtet. Zudem befindet sich nahe des Bahnhofes der Wald der Erinnerung. Der Mahnwald besteht aus genauso vielen Olivenbäumen und Zypressen, wie es damals Opfer gab. Ein Wasserlauf umgibt diesen Wald, der den Weg des Lebens symbolisiert.
Der Bahnhof bei Nacht
Der Madrider Hauptbahnhof befand sich nur wenige Gehminuten von unserem Hotel entfernt. Trotz späterer Stunde hielten sich immer noch tausende Menschen im Umfeld des Bahnhofs auf, dennoch gingen diese fast unter vor der riesigen Fassadenbeleuchtung des Gebäudes.
Hast Du Dich zuvor nicht informiert, wirst Du verwundert sein, wo denn die Züge sind, denn die ehemalige Bahnhofshalle dient heutzutage eher als Touristenattraktion. Wer nach Madrid rein möchte, muss erst mal zu Fuß durch die große Halle.
Wasserschildkröten und Palmen
Auf über 4000 Quadratmetern wurde ein edler Palmengarten angelegt. Um den tropischen Gesamteindruck zu untermalen, leben unter anderem auch viele Wasserschildkröten im Bahnhof. Nachts ist der zentrale Palmengarten allerdings abgesperrt. Die Wartehalle selbst ist durchgehend geöffnet.
Um die tropischen Pflanzen zum Gedeihen zu bringen, wird das tropische Klima neben dem Glasdach auch durch Vernebelungsanlagen unterstützt.
Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Sozusagen ein Muss in Madrid! Der Eintritt ist übrigens gratis.