In einer Zeit der allumfassenden Vernetzung ist es leicht, Gleichgesinnte zu finden und Themen zu diskutieren, die von gemeinsamen Interesse sind. Dies hat jedoch einen Nebeneffekt. Die sogenannten »Social Media Echo Chambers« sind was passiert, wenn sich der gemeinsame Diskurs hochschaukelt, man sich in den sowieso schon festgefahrenen Meinungen und Ansichten gegenseitig bestärkt. Es entsteht ein falscher Eindruck der Realität. 

Du kennst es sicher aus Deiner Veganer-, Ernährungs-, Yoga-, Minimalismus- oder sonst einer Gruppe auf Facebook. Man ist unter Gleichgesinnten und es ist schön Dinge zu diskutieren, die Dich bewegen. Meist sind es jedoch Themen, die jeder für sich schon lange entschlossen und bewertet hat, im gemeinsamen Diskurs bestärkt man sich jedoch immer weiter in seinen Ansichten. 

Zum Beispiel Veganismus. Kaum jemand wird in einer Veganer-Gruppe die Kontrapunkte dazu diskutieren. Alleine durch das Beitreten zu einer Veganer-Gruppe, hast Du Dich schon einer festen Meinung verschrieben und genau dieses Echo wirst Du aus dieser Gruppe immer und immer wieder erhalten. Kritische Stimmen oder Meinungen, die nicht zum Gruppenthema passen, werden schlimmstenfalls gelöscht. Somit entsteht der Eindruck, als wären alle Personen mit denen Du interagierst genau Deiner Meinung, und dass dies die einzig richtige Meinung ist, die man haben kann.

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Echo Chamber
Saarbrücken
Echo Chamber
Bloggerin Saarbrücken

»GEFÄLLT MIR«

Dieses Phänomen bezeichnet man eben als »Echo Chamber« und es tritt, seit die Sozialen Medien Einzug in unser Leben gefunden haben, immer häufiger und in immer stärkerer Ausprägung auf. Selbstverständlich betrifft das nicht nur Veganismus-Gruppen. Es bezieht sich ebenfalls auf die Dinge die Du mit einem »Gefällt mir« makierst. Dadurch schaffst Du Dir selbst die Art von Facebook oder Instagram, die Du gerne hast. Inhalte die Du nicht sehen willst oder die Dich nicht interessieren, siehst Du auch nicht, als würden sie nicht existieren.

Gerade der Diskurs mit Menschen, die andere Blickwinkel oder andere Meinungen haben, ist für eine erwachsene, aufgeklärte Gesellschaft jedoch sehr wichtig. Äußere Reize veranlassen einen Menschen oft dazu, Dinge neu zu bewerten, seine Meinung zu ändern, eine andere Sichtweise zu erlangen und letztlich den eigenen Horizont zu erweitern. Das wird schwierig, wenn man in den Sozialen Medien, die heute einen Großteil unserer Interaktion mit anderen Individuen ausmachen, sich selbst in Schubladen drängt und keinen Blick mehr heraus wagt. 

Immer wieder gibt es Studien, die belegen sollen, dass diese »Social Media Echo Chambers« nicht existieren und ein Hirngespinst sind. Fakt ist, ich selbst nutze noch zwei weitere Instagram- Accounts, losgelöst von FrauSchirrabloggt und darin gibt es nicht im Ansatz ein gehyptes Insta-Kleid. Es wird mir noch nicht mal auf der Startseite vorgeschlagen. Und glaube mir, auch dort like ich Fashion-Pics…

Die Gefahren

Die wenigsten Leute treten einer Gruppe, wie zum Beispiel »Clean Eating« und zeitgleich auch dem »Ich liebe Pizza aus dem Tiefkühler« Fanclub bei. Es ist selbstverständlich gut und richtig, seine Interessen zu haben und sich dementsprechend mit Gleichgesinnten auszutauschen, passiert dies jedoch ausschließlich, so schaukeln sich Meinungen und Ansichten bis zu einer falschen Wahrnehmung der Realität hoch. Besonders problematisch wird es bei politischen Diskussionen und bei Dingen die, die allgemeine Lebensweise und Gesundheit betreffen. Zum Beispiel Gruppen, die sich mit dem Thema der Anorexie positiv anstatt kritisch beschäftigen. 

In solchen Gruppen läufst Du Gefahr, von einem falschen Bild der Realität, einem falschen Schönheits- und Gesundheitsideal angesteckt zu werden, da auch hier wieder die teilnehmenden Menschen sich den kritischen Stimmen und anderen Sichtweisen der Außenwelt entziehen und sich so gegenseitig in ihrem Tun und Denken bestärken. 

Nun ist ein Insta-Kleid sicherlich nicht mit Anorexie oder ähnlichem vergleichbar! Das Folgen und Stärken eines Hypes hat dennoch Schattenseiten. Vielleicht interessiert Dich dazu dieser Bericht vom Stern, dort geht es um eine interessante Verhaltensweise von uns Erwachsenen. Alles nur wegen ein paar Likes auf Instagram. 

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Saarland Bloggerin

Was ist also der korrekte Umgang mit diesem Phänomen?

Scheue Dich nicht davor, Deine Interessen zu verfolgen und Dich über Dinge zu informieren und auszutauschen, die Dich interessieren, dies gehört schließlich zu Deiner Persönlichkeit. Versuche allerdings immer auch die andere Seite zu sehen und sei offen für anderslautende Meinungen, die ein Mensch vielleicht ebenso leidenschaftlich vertritt, wie Du Deine.

Und einen zweiten Instagam-Account, den nur Du kennst, halte ich für sehr befreiend.