Im Herbst 2022 war es endlich so weit, unsere erste Flußkreuzfahrt stand auf dem Plan. Es sollte eigentlich von Köln nach Düsseldorf gehen, allerdings gab es dort wohl keine freien Liegeplätze, also ging es in die alte Bundeshauptstadt Bonn. Was wir so erlebt hatten, erfährst Du hier!

Wurden alle Klischees erfüllt?

Hieß es doch jahrzehntelang, Kreuzfahrten seien nur etwas für Rentner und Spießer, sieht es auf den Weltmeeren inzwischen ganz anders aus, doch was ist mit einer Flußkreuzfahrt? Der Inbegriff des Spießertums, wie schaut es dort aus? Ob wirklich alle Klischees erfüllt wurden, erfährst Du später…

Angestaubte Noblesse mit viel Herzblut

Ich mag alte Schiffe, hier spürt man noch die See oder wie in diesem Fall den Rhein. Ich würde uns nun nicht unbedingt als Kreuzfahrtexperten bezeichnen, dazu fehlen uns so einige Pflichtevents. Allerdings waren auch wir schon Gast auf der ein oder anderen DFDS-Fähre, der Carnival Splendor, der MeinSchiff 6 und der ehemaligen Queen Elizabeth 2. Allerdings folgen in 2023 noch die Queen Victoria, die MSC Virtuosa, Divina, Euribia und Seaside.

Wie auch bei DFDS sprechen wir bei der DCS Amethyst Classic nicht von einem hochmodernen Schiff. Es ist mehr ein zum Glück nicht vergessener Kahn, der immer noch erfreute Passagiere auf sich lässt. Die Einrichtung hat wenig mit modernen Kreuzfahrtschiffen zu tun und auch die Bordunterhaltung mag klassisch sein. Dennoch ist man jederzeit bemüht, das Interieur in Schuss zu halten und die Gäste zu unterhalten.

Es ist auch immer eine Frage des Preis-Leistungsverhältnisses. Schließlich kosten moderne 5 Sterne Flußkreuzfahrten meist mehr als auf der Hochsee. DCS hingegen veranschlagt einen fairen Kostensatz, der zum Erlebnis passt.

Was war inklusive?

Der Veranstalter beschreibt das Angebot folgenermaßen:

  • Flusskreuzfahrt mit der DCS Amethyst Classic
  • Übernachtung in Kabinen der gebuchten Kategorie
  • Halbpension bestehend aus Frühstücksbuffet und Abendessen
  • Ganztags Kaffee, Tee und Wasser von der SB-Getränkestation
  • Musiknacht mit Live-Musik an Bord
  • Nutzung der Schiffseinrichtungen wie Wellnessbereich mit Hallenbad,
  • Sauna und Ruheliegen, Sonnenliegen
  • DCS-Kreuzfahrtleitung
  • Kofferservice zwischen Anlegestelle und Kabine bei Ein- und Ausschiffung
  • Ein- und Ausschiffungsgebühren, sämtliche Hafen- und Schleusengebühren


Nicht im Reisepreis enthalten:
  An- und Abreise, Versicherungen, Ausflüge, Getränke, Trinkgelder und persönliche Ausgaben

Der Ablauf

Etwa 700 Meter vom Dom entfernt lag unser Schiff. Idealerweise reist Du mit dem Zug an, dann hättest Du nur knapp fünf Minuten Fußweg. Wir wählten allerdings das Auto. Geparkt wurde unter der Kölner Philharmonie. Je weiter Du nach unten fährst, umso weniger Parkrempler sind in diesem engen Parkhaus zu erwarten. Beachte auch, dass es in Köln eine weiträumige Umweltzone gibt!

Gegen 15 Uhr war Einschiffung, auf dem Schiff herrschten noch einige Corona-Schutzmaßnahmen, welche dann aber nach Abschluss der verschiedenen Überprüfungen zweckmäßig umgesetzt wurden.

Anschließend gab es eine allgemeine Information der Crew. Zeitgleich hieß es “Leinen los”! Es ging Rhein aufwärts zur alten Bundeshauptstadt.

Um 18 Uhr 30 wurde mit viel Show die Kreuzfahrt eröffnet. Nach der heiteren Ansprache des Kapitäns konnten die Passagiere sich zwischen zwei Hauptmahlzeiten entscheiden.

Danach konnte im Boot gefeiert werden. Alternativ konnte man auch Bonn besuchen.

Früh morgens ging es dann zurück Richtung Köln.

Vor der Ausschiffung gab es noch ein reichhaltiges Frühstück.

Unser Schiff: DCS Amethyst Classic

Die 1990 in Dienst gestellte DCS Amethyst Classic ist 106 Meter lang und besitzt 55 Kabinen auf drei Decks. 2018 gab es eine Teilrenovierung, hauptsächlich auf dem Oberdeck. 

Zunächst war das Schiff unter den Namen Ursula III, Heinrich Heine und Vista Classica für andere Betreiber unterwegs.

Auf drei Decks gibt es alles, was Du für eine schöne Kurzreise benötigst. In den beiden unteren Decks sind hinten die Kabinen. Im Keller ist dann noch der Pool und die Sauna. Vorne befindet sich im Keller das Restaurant und obendrüber die Bar und die Rezeption mit Bibliothek. Das Sonnendeck auf dem Dach ist zweckmäßig und im Sommer sicherlich gut zu nutzen.

DCS bietet regelmäßig, meist in der Nebensaison solche Partytrips, auf dem Rhein aber auch ab und zu auf der Donau an. Die Namen variieren dabei ein wenig. Preislich gibt es zwischen einer direkten Buchung bei DCS oder beim Reisevermittler Deines Vertrauens kaum Unterschiede.

Die "Kreuzfahrt"

Neben der Party stand natürlich die Kreuzfahrt im Vordergrund. Die nur wenige Kilometer weite Reise führte dennoch an interessanten Kulissen vorbei. So gehörte natürlich der Dom genauso dazu wie die berühmten Kranhäuser am Rheinufer.

Die Kabine

Wir hatten Glück, wir bekamen ein Upgrade! Statt der gebuchten Außenkabine mit Fenster auf dem Hauptdeck gab es nun eine Doppelkabine mit französischem Balkon auf dem Oberdeck. Die Kabinen überzeugen stolz in dunkler Holzoptik. Das Bad ist relativ geräumig und der Wasserdruck ist für ein Schiff sehr hoch. Besonders angenehm sind die echten Steinfliesen auf dem Boden. Die Betten lassen sich zusammenschieben, wobei dann der Balkon direkt im Rücken liegt.

Übrigens, der Balkon ist praktisch nur ein Gitter vor der Fenstertür. Nutzbar ist er nicht, dafür kann man aber bei geöffneten Fenster die Landschaft vom Bett aus genießen.

Der Empfang und die Suppe

Kurz nach Bezug der Kabine ging es auch schon in die Bar, bei einem Drink und einer heißen Suppe wurden wir von der Crew empfangen. Etwas verwirrend für uns, gab es eine heiße Suppe. Der Rest der Passagiere kannte dies aber wohl.

Natürlich wurde auch was zur Sicherheit gesagt. Sollte das Schiff untergehen, sollte man aufs Sonnendeck, tiefer sei der Rhein aktuell eh nicht.

Die Kapitäns-Gala und das Dinner

Das Schiff legte kaum ab, da hieß es schon, erneut ab in die Bar. Die Schiffsleitung mit dem Kapitän, der Kreuzfahrtleitung und des Hotelmanagers stellten sich vor. Der wichtigste Punkt, es sei eine der letzten Fahrten der Saison und der Alkohol muss raus, andernfalls muss die Crew leider herhalten. Unter großem Getöse und mit viel Show, wurden die Herren entlassen.

Wenige Minuten später ging es zum reservierten Tisch ins Restaurant. Es gab ein Menü mit Sauerbraten. Und der schmeckte richtig gut! Wie schon beschrieben, waren die Mahlzeiten inklusive, die Getränke zusätzlich. Auf längeren Fahrten gibt es auch Getränkepakete.

Die Party

Gegen 20 Uhr legten wir in der alten Bundeshauptstadt an. Auch hier gab es wie im ursprünglichen Reiseziel Düsseldorf wohl keine Parkplätze in erster Reihe. Um in die Innenstadt zu gelangen, mussten wir erst einmal durch die Lobby eines amerikanischen 5 Sterne Luxusliners gehen. Angekommen an Land, erst einmal ein wenig Ernüchterung. Das Schiff lag in der nähe der Kennedy-Brücke in einem recht dunklem Stadtviertel. Nach einem 20 Minuten Spaziergang waren wir in der Stadt. Irgendwie gab es dort aber nichts zu erleben, also zurück aufs Boot.

Dort angekommen, lernten die ersten Lahmen wieder gehen, die Hemmungen fielen und der Heinz tanzte mit der Gerda. Insgesamt ein tolles Schaubild! Die Crew versorgte uns unentwegt mit weiteren Drinks. Es wurde nicht an Alkohol gespart. Der erfahrene DJ, in goldenem Jacket, wusste genau, was das Publikum wollte. So war es kaum verwunderlich, dass bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde! Egal ob Cordula Grün, Extrabreit oder Leyla, die Party bot alles.

Auch wenn es sich ein wenig provokant liest, hatten wir richtig Spaß! Die Preise waren ortsüblich und nicht überzogen. Das Personal war mit Freude dabei und ging auf alle Sonderwünsche ein.

Der Morgen danach und das Frühstück

Das einzig dumme an so einem Partytrip ist tatsächlich der nächste Morgen. Du selbst musst wissen, ob Du fit genug sein willst, rechtzeitig zu frühstücken, die Kabine zu räumen und die Getränke des Vorabends vor der Ausschiffung zu zahlen.

Wir suchten gegen halb zwei die Kabine auf, ein harter Kompromiss! So schafften wir es ein wenig müde, das klassische 3 Sterne Hotel Frühstück zu uns zu nehmen. Es gab im Prinzip alles, was Du gewohnt bist. Die Atmosphäre im Restaurant erinnerte mich an das Frühstück als wir als Kinder bundesweit Weihnachtsmärkte besuchten. Ein solides Frühstück in einem gemütlichen Umfeld.

Blick aus der Kabine bei Ankunft in Köln mit Blick auf Deutz
Aufnahme während der Rückreise im Morgengrauen

Das Fazit

Letztlich gibt es ganz klar zwei Daumen hoch! Es wurden sämtliche Klischees erfüllt und das ist auch gut so. Ob eine Flußkreuzfahrt über mehrere Tage das richtige für uns oder Dich wäre, da bin ich mir noch nicht sicher. Das Gute ist allerdings, dass Du die Dosis auch langsam steigern kannst. Mag es am Anfang eine Nacht sein, kannst Du nach und nach die Reisedauer auf verschiedenen Routen erhöhen.

Die Party war wirklich genauso, wie Du sie Dir in Deinen schlimmsten Träumen vorstellen kannst. Spaß beiseite, es war eine tolle Erfahrung! Selbst Reisende, die mit Rollatoren anreisten, konnten nach dem fünften Drink ohne jegliche Gehhilfe das Tanzbein schwingen. Es gab dementsprechend auch regelmäßige Verschnaufpausen. Wir können Dir Diese Art der Feierei nur wärmstens an Herz legen!