In Dubai liegt so mancher Schatz, auch wenn er nicht direkt zu erkennen ist. Der ehemalige Oceanliner Queen Elizabeth 2 ist so einer. Fast drohte der einstige Star des Atlantiks vor sich hin zu rotten, doch während der Pandemie entdeckte der französische Hotelkonzern Accor das Schiff für sich.

Eine Nacht mit Geschichte

Die letzte Nacht stand bevor, ehe es im A380 zurück nach London gehen sollte. Noch einmal sollte ein Highlight den “Winterurlaub” abrunden. Nur wenige hundert Meter vom Port Rashid entfernt steht ein Schiff mit Geschichte. Der einst stolze Oceanliner der Cunard Line, die Queen Elizabeth 2 dient inzwischen als Hotel. Accor, unter anderem bekannt durch Ibis, betreibt seit wenigen Monaten den ehemaligen Luxusliner.

Wie allzu oft ist es sehr schwer in Dubai ein gutes Hotel zu finden. Schwierig ist es, da die Bewertungen im Internet beide Extreme zeigen. Nach einer Schiffstour jedoch, war ich mir sicher, die letzte Nacht sollte hier stattfinden.

Eher Mittelklasse statt Luxus im alten Oceanliner

Die Queen Elizabeth 2 galt Jahrzehnte lang als der Inbegriff für Luxus und Prestige. Mit heutigen Schiffen könnte der Oceanliner keinen Kampf mehr aufnehmen. Die alten Kabinen im Originalzustand würden heute keinen mehr vom Hocker reißen. Aber auch als Hotel ist es erstmal nichts besonderes. Die umgebauten Kabinen sind sehr groß mit einem riesigen Bad, aber Luxus sieht anders aus! Mit etwas Glück bekommst Du eine Nacht bereits ab etwa 70,- Euro zu zweit, soweit passt das Preis-Leistungsverhältnis. Selten sogar ab 50,- Euro, Accor möchte wohl tatsächlich das Schiff auslasten.

Uns überzeugte auch das für Dubai untypische Gastronomiekonzept. Neben Frühstück gab es auch Halbpension. Nicht am Buffet sondern als 3-Gänge Menü, und das bis 23 Uhr. So konnten wir noch locker das Museum of the Future besuchen.

In Sachen Unterhaltung wird eher wenig geboten. Das kühle Fitnessstudio mit Pool im unteren Deck ist neben der vom Schiff ins Hafengebäude verlegten Bibliothek das einzige Entertainment. 

Interessante Angebote für Tagesgäste

Auf der Webseite des Hotels werden regelmäßige Restaurantpakete angeboten. Zwar war bei unserem Besuch “nur” das Standardrestaurant “Lido” geöffnet, aber auch hier war das Essen sehr schmackhaft. 

Heritage Tour

Möchtest Du ein wenig Eleganz der Vergangenheit spüren, ist die Heritage Tour ein Muss. Über die Webseite des Hotels kannst Du sie zweimal täglich für etwa 20,- Euro buchen. Als Hotelgast kostet sie die Hälfte. Auf Englisch wirst Du durch verschiedene Bereiche des Schiffes geführt – auch auf die Brücke!

Du wirst während dieser auf Englisch gehaltenen Tour auch etliche Treppen benutzen müssen, daher eignet sich die Tour nur für Menschen ohne Bewegungseinschränkungen. Das Hotel selbst ist soweit allerdings barrierefrei. Besonders eindrucksvoll sind die Touren am Abend. Das warme Sonnenlicht schenkt der alten Dame das richtige Ambiente. Schau selbst, welch tolle Eindrücke entstanden sind:

Zwar siehst Du einiges, die wahren Schätze, wie das Theater, die ehemalige Shoppingmeile, diverse Ballräume, das alte Kasino oder die Außendecks gehörten leider nicht dazu. Ein Hotelaufenthalt lohnt sich also auf jeden Fall.

Die Besonderheit des Namens

Nicht nur der stolze Oceanliner selbst ist eine Besonderheit, nein auch sein Name. Es gibt nämlich mehrere Schiffe mit dem Namen Queen Elizabeth. Dieses Schiff heißt “Queen Elizabeth 2”, nicht wie häufig falsch geschrieben “Queen Elizabeth II”. Mit “II” wird alleinig die Königin selbst bezeichnet. Cunard verwendet die arabische Ziffer “2”, um dieses Schiff deutlich vom ersten Schiff zu unterscheiden. Es geht also nicht darum, dass jeder Königin ein eigenes Schiff gewidmet wurde, sondern tatsächlich nur die fortlaufende Nummerierung.

Das Vorgängerschiff war unter dem Namen “Queen Elizabeth” auf den Weltmeeren unterwegs. Gebaut wurde es ab 1936 bis es letztlich 1940 in Dienst gestellt wurde. 1969 wurde es außer Dienst gestellt. Das Ende dieses stolzen Schiffes war weniger rühmlich. Eigentlich sollte es ab 1972 als Universitätsschiff in Hongkong beheimatet sein. Doch kurz nach Fertigstellung der Umbaumaßnahmen brannte es vermutlich durch Brandstiftung aus. Bis 1975 lag es dann noch im Hafenbecken von Hongkong, bevor es 1975 verschrottet wurde.

Bis 2010 dann Cunard erneut eine weitere “Queen Elizabeth” in Dienst stellte.  

Ein Schiff mit großer Geschichte

Sämtliche Schiffe der damaligen britischen Gesellschaft Cunard gehören zu den bekanntesten Kreuzfahrtschiffen beziehungsweise Oceanlinern der Welt. Der letzte wahre Oceanliner ist die Queen Mary 2, ein Schiff der Superlative. Leider wurde uns durch Corona bereits zweimal dieses Erlebnis verwehrt. Immerhin ging es schon einmal im April mit ihrer Schwester, der Queen Victoria ab Hamburg Richtung Southampton, bevor es nun im Oktober tatsächlich mit der Queen Mary 2 nach Hamburg gehen soll.

Die Queen Elizabeth 2 im ehemaligen Kreuzfahrthafen im Port Rashid

Die Queen Elizabeth 2 wurde am 2. Mai 1967 in Dienst gestellt und prägte die Szene wie nur wenige Schiffe zuvor. Am 27. November 2008 lief sie ihren letzten Hafen in Dubai an. In ihren über 40 Jahren Einsatz erlebte sie so einige geschichtsträchtige Momente und das ein oder andere Malheur. Dabei gehören die 25 Weltreisen und über 800 Atlantiküberquerungen zu den eher langweiligen Ereignissen.

Nach ihrer Taufe durch Queen Elizabeth II war sie hauptsächlich auf der Transatlantikroute Southampton – New York eingesetzt. Doch das Schiff diente nicht jederzeit dem Zweck eines Liniendienstes. 1982 war sie als Truppentransporter im Falklandkrieg eingesetzt. 1987 wurde sie in Bremen mit modernen Dieselmotoren ausgestattet. 1992 lief sie in der Nähe von New York auf Grund. Und 1995 geschah das, was jedem Seefahrer schlaflose Nächte bereitet. Eine 33 Meter hohe Welle traf den Ozeanriesen und hinterließ starke Beschädigungen.

Bereits 2004 wurde ihre Nachfolgerin, die Queen Mary 2 in Dienst gestellt. Von da an wurde die Queen Elizabeth 2 nur noch als Kreuzfahrtschiff eingesetzt, bevor sie 2008 Richtung Emirate ihre letzte Reise antrat. 

Diese noch im Originalzustand befindliche Innenkabine würde heutzutage niemanden mehr vom Hocker reißen. Nun stell Dir vor, dass Du hierfür für Dich und Deinen Partner mindestens 8000 Pfund bezahlen musstest, um die letzten Tage der Queen Elizabeth 2 zu erleben.

Heutzutage ist es nichts außergewöhnliches, dass besondere Konzerte und Sportevents online in wenigen Minuten ausverkauft sind, 2008 war es aber nicht üblich, dies online zu tun. Die mehrtägige Überfahrt von Southampton aus begann hierbei mit einem Malheur. Bei starkem Wind wurde sie auf eine Sandbank getrieben.

Eigentlich sollte das Schiff an einem neuen Anleger auf The Palm seine letzte Station finden. Anzutreffen ist die Queen heute aber in der Nähe des Kreuzfahrtterminals Port Rashid

Ein Schiff mit technischen Meisterleistungen

Zunächst einmal, was ist der Unterschied zwischen einem Kreuzfahrtschiff und einem Oceanliner? Der Zweck heiligt die Mittel. Optisch erkennst Du dies relativ einfach. Ein Oceanliner verfügt über einen sehr hohen Bug, dadurch gibt es auch nur wenige Balkonkabinen. Selbst die Queen Mary 2 weist heute noch viele Außenkabinen vor. Eine Außenkabine ist eine Kabine mit Fenster oder Bullauge. Diese Bauart dient dazu, hohe Wellen abzuwehren. Vergleicht man die Bilder der Queen Elizabeth 2 mit der Tui Mein Schiff 6 fällt dies direkt ins Auge. Oceanliner sind auf Geschwindigkeit getrimmt. Moderne Kreuzfahrtschiffe fahren hingegen mit maximal 40 km/h, wohingegen Oceanliner auch gerne regelmäßig die 70er Marke durchbrechen.

Die Queen Elizabeth 2 gilt noch heute als eines der schnellsten Passagierschiffe der Welt. Nur die SS United States war noch schneller. Mit 38,32 Knoten oder 70,97 km/h hält sie den Rekord auch noch Jahrzehnte später. Die Queen Elizabeth 2 brachte es auf stolze 32,5 Knoten, was etwa 60 km/h entsprach. Nun stell Dir mal vor, Du hältst Deinen Kopf bei 60 km/h aus dem Auto…

Wie bereits erwähnt, ist der Bug sehr hoch. Die Ingenieure wollten schon damals eine hohe Effizienz erreichen. So wurde der untere Teil des Bug aus stabilem Stahl gefertigt, der obere Teil aus leichtem Metall. So konnte man den Schutz vor rauer See mit einer Treibstoff sparenden Bauart kombinieren.

Die Queen Elizabeth war sowohl kleiner als ihre Vorgängerinnen als auch ihrer Nachfolgerin. Dadurch konnte sie auch den Panamakanal durchqueren.

Was hat die Queen Elizabeth 2 mit der Titanic zu tun?

Ein Stopp während der Heritage Tour - Im Hintergrund befindet sich kein Modell der Titanic!

Eigentlich nichts! Für unser heutiges Verständnis von Kreuzfahrtschiffen, sehen sich die “alten” Oceanliner sehr sehr ähnlich. Filmromantiker können die Titanic immerhin von anderen Dampfern mit weniger oder mehr als vier Schornsteinen unterscheiden, das war es aber dann auch meist schon. Eine Gemeinsamkeit gab es allerdings zu Zeiten der Titanic. Beide Reedereien, die Cunard Line und die White Star Line fuhren unter britischer Flagge. Während die White Star Line vor allem für die Titanic und deren Schwesternschiffe, die  Britannic und Olympic berühmt war, brachte die Cunard Line berühmte Schiffe, wie die Queen Mary hervor.

Die finanziell angeschlagenen Reedereien wurden 1935 zwangsfusioniert. 15 Jahre sollte dies andauernd, bevor Cunard die komplette Eigentümerschaft erlangte. Seit 2006 war es dann auch ganz mit der britischen Seefahrerromantik vorbei. Der amerikanische Schifffahrtsgigant Carnival übernahm Cunard. Carnival betreibt unter anderem Marken, wie Cunard, Carnival, Costa und Aida.

Was ist noch vom Original geblieben?

Die QE2 bei ihrer Abschiedstour in Sydney 2008
Bild von der Brücke aus, 15 Jahre später in Dubai

Ohne ins Detail zu gehen, lief in den ersten Jahren in Dubai einiges schief. Erst seitdem die Hotelkette Accor das Objekt betreibt, kommt eine Richtung rein. Es macht den Anschein als wüsste der Betreiber selbst nicht, was es so alles auf dem Schiff zu erleben gibt. Schlimmer allerdings noch war der vorherige Betreiber. Nicht nur, dass wenig Geld in die Instandhaltung gesteckt wurde, es gab auch echte Bausünden. So wurde der Fitness- und Spabereich im “Keller” auf Industrial getrimmt. Eine wahre Schande!

Eine Transatlantiküberquerung dauert...

Lange vor moderner Unterhaltungsmöglichkeiten, wie dem Internet und den damit verbundenen Streamingdiensten und sozialen Medien gab es noch richtige Unterhaltung. Unterhaltung im eigentlichen Sinne konntest Du in den zahlreichen Bars und Clubs des Schiffes finden. Hier saßen Promis, wie Mick Jagger und konnten an der Theke live sehen, wie der Barmann auf einer Tafel die Position des Schiffes regelmäßig veränderte.

Andere zog es in die verschiedenen Restaurants oder auf die Außendecks. Ballsäle und ein kleines Theater boten neben den Pubs ganztägig Entertainment. Für die ruhigeren Gemüter gab es eine Bibliothek, eine Shoppingmeile und Ruheecken. Das Kasino durfte aber auch auf keinen Fall fehlen.

Wie ein Geisterschiff

Bereits während unserer Kreuzfahrt mit Tui besuchten wir die Queen Elizabeth 2. Uns wurde während der Heritage Tour die ein oder andere Besonderheit gezeigt. Exklusiv während dieser Tour wird auch die Brücke gezeigt. Ansonsten siehst Du die ein oder andere Bar, Treppenhäuser oder öffentliche Bereiche.

Zwei Tage später ging es direkt vom Wohlfühlschiff auf die alte Dame. Und hier hatten wir genügend Zeit, uns selbst den alten Kahn anzuschauen. Bis auf die Brücke und den Maschinenraum kommst Du fast überall hin!

Lohnt es sich?

Solltest Du an Geschichte und Technik interessiert sein, ist dieses Hotel ein Muss! Geht es Dir aber um ein gutes Hotel in Dubai, dann buche doch besser woanders. Die Taxianbindung ist sehr dürftig, zu Fuß kommst Du nicht weit. Möchtest Du allerdings vor oder nach Deiner Kreuzfahrt ab Port Rashid eine Nacht ortsnah verbringen, ist dieses Hotel ideal. Beachte allerdings, dass ab Port Rashid nur MSC und Tui ablegen. Alle Schiffe von Carnival, also AIDA, Costa, Cunard,… legen in Marina an.

Persönlich war es ein Volltreffer, nirgends sonst kommst Du in den Genuss, Geschichte so nah und intim zu spüren. Du bist völlig allein unterwegs und hinter jeder Tür wartet eine Überraschung! Packt Dich die Abenteuerlust? – Dann bist Du hier richtig!

Regelmäßig gibt es sehr günstige Übernachtungspakete auf der Hotelwebseite. Alternativ kannst Du als All Plus Voyager von den Clubvorteilen profitieren. Als Gelegenheitsreisender empfehle ich Dir aber regelmäßig hier nach Angeboten vorbeizuschauen!

Man sieht ihr das Alter an vielen Stellen an, dennoch ein eindrucksvoller Ausblick!