Leider mussten auch wir unsere große USA-Reise wegen Corona im Juni 2020 stornieren. Eigentlich sollte es von Frankfurt nach Las Vegas gehen. Gebucht wurde das ganze über Expedia bei United Airlines. Teilstrecken sollten mit Lufthansa stattfinden. Welche Sonderbedingungen aktuell bei United herrschen und warum wir zumindest vorerst einen Reisegutschein erhalten haben und warum Lufthansa die Sitzplatzreservierungsgebühren nicht auszahlt, das alles erfährst Du hier.
Die Vorgeschichte zu unserem Flug FRA-EWR-LAS und LAS-IAH-FRA
Eigentlich wollten wir vom 13. bis 28. Juni 2020 eine USA-Rundreise von Las Vegas über das Monument Valley und dem Grand Canyon zurück nach Vegas unternehmen. Gebucht wurde die ganze Reise über Expedia im Flug + Hotel Mix. Es handelt sich also nicht um eine Pauschalreise. Hierzu würden ganz andere Stornierungsbedingungen gelten, wie zum Beispiel der ADAC* beschreibt.
Reise über Expedia Flug + Hotel gebucht
Wir hatten im rechtlichen Sinne also eine Individualreise gebucht. Obwohl man dies bei Expedia zusammenbucht, sind es zum Glück zwei separate Parts, nämlich die Flüge und die Hotels. Bei Bekanntwerden der Pandemie stornierte ich schon einmal direkt die Hotels, worauf auch umgehend das Geld zurückerstattet wurde. Zwischendurch buchte ich allerdings schon wieder ein Hotel, bei dem ich nur eine geringe Anzahlung leisten musste, man weiß ja nie, wie lange der Horror anhalten würde… Als es aber dann so aussah, dass es wohl keine so schnelle Erholung geben würde, stornierte ich auch dies. Expedia versuchte mir nach wenigen Tagen einen 115%-Hotelgutschein anzudrehen. Was sind schon 115% bei einem Vergleichsportal?! Je nachdem, ob man eingeloggt ist, die Cookies auf dem Browser gespeichert sind oder man mit dem Handy oder in der App bucht, variieren die gleichen Hotelangebote ja eh schon bis zu 50%. Ich wartete also noch einmal einige Wochen und nach einem Monat gab es auch dieses Geld zurück.
Bei den Flügen sah dies deutlich anders aus. Man buchte zwar auch über Expedia, die Rechnungsabwicklung geschah aber vom ersten Moment an für jeden einzelnen Reiseteilnehmer separat direkt an United Airlines. Zusatzleistungen, wie Aufgabegepäck oder Sitzplatzreservierungen mussten über die Airline gekauft werden.
United- und Lufthansaflüge mit Zwischenstopps
Drei der insgesamt vier Flüge sollten mit United und der letzte Abschnitt von Houston nach Frankfurt im A380 von Lufthansa durchgeführt werden. Trotz der Zwangspausen waren dies die für uns am angenehmsten Flüge. An den Airports hätten wir einfach von unserem Priority Pass Gebrauch gemacht. Letztlich wären alle Flüge mit UA-Flugnummern durchgeführt worden.
Zusatzleistungen wie Koffer und Sitzplatzreservierungen führte ich direkt bei United und Lufthansa durch. Da dies bei United online nicht wirklich funktionierte und es entweder auf einmal im letzten Buchungsabschnitt deutliche Preisunterschiede gab und auch wie immer bei United keine einzige Kreditkarte als Onlinezahlungsmittel akzeptiert wurde, tat ich dies telefonisch, was auch dann klappte. Bei Lufthansa konnte man ganz unproblematisch online die Plätze kaufen.
Reisewarnung und Einreiseverbot in die USA
Da dieses Themengebiet sehr komplex und teilweise aktuell auch nicht einheitlich geklärt ist, fasse ich mich so kurz, als dass Du unsere Situation nachvollziehen kannst. Durch COVID-19 herrscht seit dem 13. März 2020 ein Einreiseverbot für uns. Gleichzeitig gibt es eine weltweite Reisewarnung, die nun auch bis zum 15. Juni 2020 verlängert wurde. Was die wenigsten wissen, eine Reisewarnung ist kein Reiseverbot! Bekommst Du aber im Reiseland Schwierigkeiten, sei es durch Krankheit, Gewalt oder sonstiges, steht Dir meist der gewohnte Schutz nicht mehr zur Verfügung. Es kann also sein, dass Deine (Reise-)krankenversicherung nicht zahlen möchte oder sich auch keiner diplomatisch um Dich bemüht. Pauschalreisen können dann nach aktueller Berichterstattung vom Kunden aus storniert werden.
Da wir aber eine Individualreise vor hatten, greift dieses Recht eh nicht. Erstaunlicherweise fand laut diversen Webseiten auch gerade unser Flug von Frankfurt aus auch während Corona täglich statt. Der einfache Weg einer Stornierung seitens der Airline, wie in unserem anderen aktuellen Fall mit Ryanair ist also nicht möglich:
Interessanter für uns ist allerdings eh, dass wir nach aktueller Lage gar nicht in die USA einreisen dürften*! Und nun wird es spannend, wir haben also nur zwei Möglichkeiten, entweder warten wir, bis United doch plötzlich storniert oder wir stornieren selbst. Zweites ist ein Thema für sich. Solltest Du selbst stornieren oder den Flug nicht antreten und das unabhängig vom Tarif, stehen Dir auf jeden Fall Erstattungen für sämtliche Steuern und Gebühren sowie für Individualleistungen, also zum Beispiel Sitzplatzreservierungen zu. Alles hierzu, erfährst Du unabhängig der Airline bei einem EU-Flug hier:
Wir hatten uns geistig schon damit angefreundet, dass wir einfach im nächsten Jahr diese Reise antreten werden. Wie kommen wir nun aber am günstigsten aus dieser Sache raus. Hotels, Mietwagen und Ausflüge konnten entweder gratis oder mit geringen Stornierungsgebühren gecancellt werden, bleiben also nur noch die Flüge…
United änderte seine Stornierungsbedingungen
United tastete sich über Wochen an diverse Stornierungsbedingungen heran. Letztlich kam der Tag, bei dem auch wir kostenlos stornieren konnten. Dafür gab es dann einen Reisegutschein, der ab Kaufdatum zwei Jahre gültig sein soll. So stornierte ich also.
Dies konnte man relativ unproblematisch auf der Webseite von United tun. Während des Vorgangs machte ich diverse Screenshots, da United selbst schreibt, dass die Webseite an nicht allen Stellen richtig funktionieren könnte. So hatte ich also ein Reiseguthaben von knapp 2000,- Euro.
Rückerstattung
Das Gute ist immerhin, dass wir unter gleichem Namen die Gutscheine komplex flexibel auch auf anderen Strecken einsetzen können. Eigentlich sollte sowohl nach europäischer als auch amerikanischer Rechtssprechung keine generelle Gutscheinlösung möglich sein.
Der ADAC* beschreibt dies ganz gut. Da unser Flug ja wohl stattfindet, hätten wir eigentlich keinen Grund, vom Vertrag zurückzutreten. Es sei denn, die Leistung könne nicht erfüllt werden. Und dies ist nach aktuellem Stand auch bei uns so. Noch gibt es ein Einreiseverbot. Es ist also praktisch unmöglich, drei der vier Flugabschnitte zu fliegen. Und in diesem Fall sollte eine Erstattung erfolgen, kein Gutschein!
Zwar wurde die Reisewarnung bis zum 15. Juni verlängert, welche für uns zweitrangig wäre, noch ist aber nicht absehbar, wann wir wieder einreisen dürfen. Heißt folglich, wir müssen nun entweder bis zum 13. Juni warten oder bis Trump davor einen Termin bis nach dem 13. Juni nennt. Dann kann ich mich erst an die Schiedsstelle von United wenden. Wenn nicht, haben wir eben die Gutscheine bis Januar 2022.
Rückerstattung der Sitzplatzreservierungen und Koffer
Auch wenn die Flüge von Dir storniert wurden, heißt das nicht automatisch, dass diese Gebühren zurückerstattet werden. Du musst auf der Webseite von United diese Ansprüche geltend machen. Erstaunlicherweise gab es diese Rückerstattung auch innerhalb weniger Tage.
Während bei der Buchung die Lufthansawebseite noch im Vergleich zu United glänzte, verhielt es sich nun genau umgekehrt. Lufthansa stellte das simple Onlineformular einfach ab. Per Email durfte oder wollte man mir nicht helfen und der Chat ist auf dem gleichen Niveau wie bei Ryanair.
Also rief ich an… Man stornierte diese Reservierungen und meinte, es dauert etwas. Nachdem mir das zu lange dauerte, erreichte ich wieder jemand, der meinte, es dauert bis zu sechs Wochen… Naja, auch diese sind nun fast rum.
Warten, warten, warten,...
*All die im Beitrag genannten Fakten beruhen auf der jeweiligen Quelle zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Beitrages oder des im Beitrag genannten Zeitpunktes. Durch die sehr dynamische Situation ändern sie sich aber unvorhersehbar und Links zu Webseiten ändern sich. Letztlich stellt dieser Beitrag keine Rechtsberatung dar.
https://www.krone.at/2157726 Es kommt Bewegung rein
Lufthansa erstattete inzwischen die 220 Euro für die Sitzplätze. Alternativ ist immer noch eine kostenlose Schlichtung über https://soep-online.de möglich.
Nachdem ich vor wenigen Tagen bei der SÖP einen Schlichtungsantrag mit United gestellt habe, kam heute bereits das für uns sehr positive Ergebnis. United erkennt den Antrag auf komplette Erstattung an. Argumentationsgrundlage ist, dass die USA ein Einreiseverbot für Deutsche erlassen hat und deswegen United uns überhaupt gar nicht bis in die USA einfliegen darf. Die Reisewarnung des Bundes hat hierbei keine Auswirkung.
Hallo Michael,
unser Flug sollte eigentlich in einer Woche mit United stattfinden, von Frankfurt nach New York. Offiziell steht der Flug weiterhin.
Was sollten wir am besten machen: Flug stornieren und dann Schlichtungsstelle, oder einfach abwarten?
Gruß, Peter
Hallo, darfst du denn überhaupt einreisen? Wenn nicht, darf dich United gar nicht transportieren. Ich kenne nun die aktuellen Stornierungsbedingungen nicht, aber zuletzt hast zumindest schon mal ein Guthaben bekommen. Ich persönlich würde stornieren, wenn ganz klar wäre, ich darf nicht einreisen. Direkt anschließend selbst auf Erstattung bestehen, dies wird vermutlich abgelehnt, dann eben SÖP einschalten. Ich gewann recht zügig, warte aber immer noch auf das Geld.
Danke für deine Einschätzung!
Nein, ich darf eben nicht einreisen. Aber bei meiner Ticketklasse (Basic Economy) gibt es eben auch keine Erstattung, wenn ich storniere. Gebucht wurden die Tickets bereits letztes Jahr im Oktober…
United antwortet – wie wahrscheinlich die meisten Fluggesellschaften – auch nicht mehr auf E-Mails. Gibt es eine andere Kontaktmöglichkeit?
Die Ticketklasse hat hier gar nichts zu sagen. Ich hatte auch 4x Basic Eco. Lies dir mal ganz genau die aktuellen Covid-Richtlinien durch. Kann mir nicht vorstellen, dass United plötzlich null Kulanz zeigt. Wobei es eh egal ist, da sie dich ja eh nicht mitnehmen dürfen, demnach mach es, wie im Beitrag beschrieben. Aus was besteht denn dein Ticketpreis? Wenn von 500 Euro eh 400 Euro Steuern und Gebühren sind, Streiter dich eh nur noch um 100 Euro.
Lies dir am besten auf der amerikanischen Seite die englische Stornierungsrichtlinie durch, die ist meist aktueller als die deutsche.
Frag definitiv zuerst einmal eine Erstattung an.
Viel Glück